9. Dezember 2013
Sozialtarifvertrag bei Norgren in Großbrettlingen in Baden-Wü...
Ergebnis nach neun Wochen Streik
Neun Wochen Streik für einen Sozialtarifvertrag: Bei Norgren ist ein äußerst harter Arbeitskampf zu Ende gegangen. Rund 88 Prozent der Streikenden nahmen in der Urabstimmung das Ergebnis an. Damit wurde der Streik zum 9. Dezember beendet und es steht fest, dass das Werk zum Jahresende 2013 ...

... geschlossen wird.

„Die Belegschaft geht erhobenen Hauptes aus der Auseinandersetzung heraus, obwohl die Arbeitsplätze nicht gehalten werden konnten“, sagt Jürgen Groß, Zweiter Bevollmächtigter der IG Metall Esslingen: Die Geschäftsleitung sei trotz des Einsatzes der Belegschaft und großer Solidarität von allen Seiten nicht von der Schließung abzubringen gewesen. „Vor allem durch den Einsatz von Leiharbeitern und Werkverträgen ist es ihr gelungen, die Produktion so weit aufrecht zu halten, dass keine Lieferengpässe bei den Kunden entstanden“, so Jürgen Groß.


Einschüchterung der Beschäftigten

Den Zutritt dieser Streikbrecher sicherte die eigens angeheuerte private Wachmannschaft. Die wurde von Anfang an systematisch eingesetzt, um die Beschäftigten einzuschüchtern – und ist seit der Verkündung der Werksschließung Ende August im Werk. Jürgen Groß: „Allein dieser Einsatz einer etwa 20 Mann starken Security-Truppe ist für ein Werk mit hundert Beschäftigten eine ziemlich einmalige Sache. Eine besondere Brisanz bekommt dies aber noch, weil das Aussehen einiger Wachleute und Aufkleber auf ihren Autos darauf hindeuten, dass es sich um Personen aus dem rechten Spektrum handelt.“


Qualifizierungsangebot für alle

„Der Sozialplan ist sehr gut“, da sind die Betriebsratsvorsitzende Nevin Akar und Jürgen Groß einer Meinung. Er enthält Abfindungen in Höhe eines Monatsverdiensts pro Beschäftigungsjahr plus Zuschläge für Kinder und Schwerbehinderung. Für die befristet Beschäftigten, die alle schon mehrere Jahre in Großbettlingen arbeiten, wurde ein Pauschalbetrag vereinbart. Rentennahe Beschäftigte erhalten eine Aufzahlung, die Nachteile bis zur Rente sowie Rentenabschläge weitestgehend ausgleicht. Alle festangestellten Mitarbeiter können zudem in eine Transfergesellschaft gehen und sich dort weiterqualifizieren. Die Verweildauer in dieser Transfergesellschaft beträgt je nach Alter und Ausbildung zwischen zwölf und 24 Monaten. Nevin Akar: „Dies war uns besonders wichtig, da wir viele ältere Kolleginnen und Kollegen und viele ohne Ausbildung haben.“


Jetzt nach den Erlebnissen der letzten Wochen „konnten sich die wenigsten vorstellen, weiter bei Norgren zu arbeiten“, sagt Jürgen Groß: Der dritte Versuch des britischen IMI-Konzerns, das Großbettlinger Norgren-Werk dichtzumachen, wurde mit aller Härte und Entschlossenheit generalstabsmäßig geplant und durchgezogen. Dabei steht in den Richtlinien von IMI: „Wir erinnern uns daran, dass gegenseitige Achtung auch in schwierigen Zeiten, bei Meinungsverschiedenheiten oder Konfrontationen entscheidend ist. Wenn wir nach diesen Prinzipien handeln, respektieren wir unsere Gesprächspartner, deren Sichtweise und die Position, in der wir zu ihnen stehen.“


Neu auf igmetall.de

    Link zum Artikel