26. Januar 2012
Ford Köln: Werkverträge umwandeln in feste Arbeitsverträge
Endlich fest dazugehören
Jahrelang gab es in der Entwicklung bei Ford in Köln kaumFesteinstellungen. Die Hälfte der Ingenieure und IT-Leutekam über Leiharbeit und Werkverträge. Doch nun schafftes der Betriebsrat, das zu drehen. In feste Jobs.

Robert K.* ist erleichtert: „Endlich habe ich einen festen Job. Das war ein jahrelanger Kampf“. Vor sechs Jahren kam der Ingenieur in die Entwicklung bei Ford, über ein externes Ingenieurdienstleistungsbüro auf Werkvertrags-Basis. Ganz normal hier: Die Hälfte der Beschäftigten sind Externe, mit weniger Urlaub, längerer Arbeitszeit, bis zu 2000 Euro brutto weniger als die Festen und ohne Sicherheit. Sie sind studierte Fachkräfte. Aber sie bekommen nicht mal einen Kredit. Familie, Haus – das ist für die meisten nicht drin.

Festeinstellungen gab es in den letzten Jahren kaum. Extern ist flexibler und billiger. Doch das ändert sich nun: Immer mehr Entwickler und IT-Leute erhalten feste Verträge. Das liegt vor allem auch an der Hartnäckigkeit des Betriebsrats, der sich seit Jahren kümmert.


Näher ranholen

„Das ist ein ganz zähes Geschäft. Weil wir bei Werkverträgen nur wenig Eingriffsrechte haben“, erzählt der Betriebsrat Hans Lawitzke. „Allein schon Einblick in die Verträge zu erhalten, ist oft nicht einfach.“ Und viele der Werkverträge, die Lawitzke und seine Betriebsratskollegen einzeln durchgehen, sind nicht sauber: Die Dienstleister sind gar nicht in der Lage, selbstständig ein eigenes Werk zu entwickeln, wie vom Gesetz verlangt.

Und die Beschäftigten sind voll in die normale Arbeit integriert. Daher macht der Betriebsrat etwas, was zunächst absurd klingt: „Wir wandeln die Verträge um in legale Leiharbeit. Als Zwischenschritt zur Festeinstellung“, erklärt Lawitzke, der selbst ITler ist. „Bei Leiharbeit haben wir mehr Mitbestimmung. So holen wir die Leute schon mal näher an Ford heran.“


Endlich fest dabei

Robert K. hat diesen Weg nun mit Mitte 30 geschafft: Vom Werkvertrag über Leiharbeit zur Festeinstellung. Er verdient jetzt 35 Prozent mehr. Und nicht nur das: Er gehört endlich richtig dazu. „In meinem Bekanntenkreis gab es da immer viel Kopfschütteln: Ein großer Autohersteller und trotzdem arbeitest Du da über externe Dienstleister? Das hat mir nie gefallen.“

Gefallen hat das kaum einem der Externen. Viele waren permanent auf dem Absprung und haben dann ihr Wissen mitgenommen, erzählt Robert K. Auch er hat bundesweit einen festen Job gesucht. „Dabei habe ich mich all die Jahre immer Ford verbunden gefühlt. Nun bin ich endlich nicht mehr länger Arbeitssöldner, sondern fester Teil eines Unternehmens, das wirklich etwas selbst herstellt und Werte schafft.“
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* Name von der Redaktion geändert.

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