Stellvertretende Siemens-GBR-Vorsitzende Birgit Steinborn zur...
Der Mensch und nicht die Marge steht im Zentrum

Siemens hat erkannt, dass sich die Zusammenarbeit mit dem Betriebsrat in der Krise bewährt hat. Nun wurde eine Beschäftigungs-sicherungsvereinbarung geschlossen, die es so bisher nie gab. Birgit Steinborn, stellvertretende Vorsitzende des Gesamtbetriebsrats bei Siemens, erklärt im Interview, ...

6. Oktober 20106. 10. 2010


... was es mit der Vereinbarung auf sich hat.

Eure Vereinbarung hat ja für viel Wirbel gesorgt. Was beinhaltet das Abkommen?
Damit werden wir Stammbelegschaft, Wissen und Fertigkeiten im Siemens-Konzern halten. Außerdem hat der Betriebsrat bei Investitionsentscheidungen, strategischer Personalplanung, geplanten Umstrukturierungen und Verkäufen jetzt mehr Informations- und Beratungsrechte.

Musstet Ihr Zugeständnissemachen und wie viel Sicherheit bietet der Beschäftigtenpakt den Siemensianern?
Von uns gibt es keineGegenleistung. Es ist vielmehr ein Zugeständnis der Arbeitgeber. Sie haben erkannt, dass sich dasAbkommen in derKrise bewährt und sich die Zusammenarbeit mit den Betriebsräten ausgezahlt hat. In der Pressewar etwas zugespitzt zu lesen, dass bei Siemens der Beamtenstatus eingeführt wird. Eine durchgängige Sicherheit sehe ich nicht, auch weiterhin wird esVer- und Zukäufe und Restrukturierungen geben, die uns herausfordern werden.

Die „Beschäftigungssicherung“ bedeutet also nicht, dass sich die Siemens-Betriebsräte zurücklehnen können?
Nein, bei der künftigen strategischen und personellen Aufstellung des Unternehmens tritt der Arbeitgeber mächtig aufs Gas. Wir müssen verhindern, dass Menschen dadurch abgehängt werden. Das heißt aber auch, dass wir noch mehr unternehmen müssen, um gefährliche Schlingerkurse einzufangen und, soweit es unsere Mitbestimmung zulässt, diese zu korrigieren. Besonders bei Themenwie strategische Personalplanung, Weiterbildung und Leiharbeit sind wir gefordert.

Stichwort Personalplanung. Müssen Arbeitgeber künftig mehr bieten, um gute Fachkräfte im Betrieb zu halten oder für sich zu gewinnen?
Wir brauchen eine strategische Personalplanung für Deutschland und Europa. Die Menschen wollen in einem Unternehmen arbeiten, auf das sie sich verlassen können. Ständige Standortschließungen oder Personalabbau verunsichern sie aber. Für uns steht daher immer noch an erster Stelle, so etwas möglichst zu verhindern. Künftig muss bei Siemens der Mensch im Mittelpunkt stehen und nicht nur die Marge.

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