18. März 2020
Betriebsräte regeln in Corona-Krise
Betriebsräte sichern Arbeit durch Kurzarbeit mit Aufzahlung
Die Corona-Krise hat die Betriebe erfasst, einige stoppen die Produktion. Betriebsräte und IG Metall sichern Arbeit durch Kurzarbeit. Sie setzen durch, dass die Arbeitgeber etwas zum Kurzarbeitergeld dazuzahlen. Bei John Deere in Zweibrücken erhalten die Beschäftigten eine Aufzahlung von 13 Prozent.

Kurzarbeit. Auch beim Landmaschinenhersteller John Deere im pfälzischen Zweibrücken hat die Corona-Krise eingeschlagen. Lieferungen von Material und Teilen bleiben aus.

Kurzarbeit bedeutet normalerweise, dass Beschäftigte ein Kurzarbeitergeld in Höhe von 60 Prozent ihres normalen Nettoentgelts erhalten – mit Kindern 67 Prozent. Für viele Beschäftigte ist das ein erheblicher Einschnitt.

Bei John Deere jedoch zahlt ihnen der Arbeitgeber 13 Prozent obendrauf. Dadurch sind 73 und mit Kindern 80 Prozent des Nettos gesichert.

Das hat der Betriebsrat bei John Deere am Mittwoch durchgesetzt. Im Gegenzug reduziert sich die Frist, mit der der Arbeitgeber die Kurzarbeit ankündigen muss, von 14 auf 3 Tage.

Außerdem bleiben auch Jahressonderzahlungen von der Kurzarbeit unberührt: John Deere zahlt Urlaubsgeld, Weihnachtsgeld und auch das tarifliche Zusatzgeld in voller Höhe an die Beschäftigten aus – und zieht nicht etwa den Zeitraum der Kurzarbeit anteilig davon ab.


13 Prozent Aufzahlung auch in anderen Betrieben

Eine ähnliche Regelung hat auch der Betriebsrat des Kranbauers Tadano Demag auf der anderen Seite der Stadt abgeschlossen. Zwei weitere große Zweibrücker Betriebe sind gerade noch in Verhandlung.

„Wir haben uns unter den Betriebsräten in Zweibrücken koordiniert und waren gemeinsam bei der Arbeitsagentur“, erklärt Kai Blasius, Betriebsratsvorsitzender von John Deere.

Ein wesentliches Argument in den Verhandlungen ist, dass die Bundesregierung im Zuge ihrer Corona-Maßnahmen den Arbeitgebern die Zahlung von Sozialversicherungsbeiträgen auf das Kurzarbeitergeld erlässt, meint Peter Vollmar von der IG Metall Zweibrücken. „Wir haben den Arbeitgebern gesagt: Hört zu, Ihr kriegt da ein riesen Geschenk. Davon könnt Ihr den Beschäftigten doch etwas abgeben.“

Bei John Deere und beim Maschinenbauer Tadano haben Betriebsrat und IG Metall die Folgen der Corona-Krise abgemildert. Die Betriebsräte haben sich auch um Problemfälle bei der Kinderbetreuung gekümmert. John Deere bietet sogar eine Kinderbetreuung im Betrieb an.

„In anderen Betrieben in Zweibrücken und im Umland sieht es da oft ganz anders aus, das bekomme ich aus meinem Bekanntenkreis und meiner Familie mit“, meint Betriebsrat Blasius. „Da werden die Beschäftigten mit den Folgen der Corona-Krise allein gelassen.“


Corona-Krise

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