20. Mai 2011
Alstom Salzgitter: Verhandlungen zwischen Geschäftsführung un...
Betriebsrat lehnt Alstom-Angebot ab
Beim Schienenfahrzeugbauer Alstom in Salzgitter kracht es. Anfang der Woche legte das Management eine Palette ganz besonders dreister Vorschläge auf den Tisch: Arbeitszeitverlängerung, Lohnkürzungen und die Streichung von 350 Jobs. Das ist mit der IG Metall und dem Betriebsrat nicht zu machen.

Der Betriebsrat des Schienenfahrzeugbauer Alstom macht Druck auf das Management. Anfang der Woche legte das Management ein sogenanntes Angebot vor, das der Betriebsrat als unzumutbar kritisiert. „Weniger Lohn, weder Weihnachts- noch Urlaubsgeld und noch dazu länger arbeiten – das ist für die Beschäftigten nicht akzeptabel“, sagte Eberle. Selbst der Abbau von weniger als den geplanten 700 Jobs komme nicht infrage, wenn gleichzeitig die übrigen Beschäftigten Einbußen um bis zu 45 Prozent hinnehmen müssen.

Bisher kein fundiertes industriepolitisches Konzept
Jochen Homburg von der IG Metall kritisiert, dass das Management in den bisherigen Verhandlungsrunden noch immer kein fundiertes industriepolitisches Konzept auf den Tisch gelegt hat. Auch nach den Verhandlungen am 16. Mai 2011 sollen wieder einmal nur die Beschäftigten Opfer bringen: Sie sollen fünf Stunden pro Woche länger arbeiten und weitere finanzielle Einbußen hinnehmen. Alstom will die Prämienzahlungen, das Weihnachts- und das Urlaubsgeld streichen. Der Lohn soll um 20 Prozent gekürzt werden. Im Gegenzug ist der Schienenfahrzeugbauer bereit, 300 Stellen weniger abzubauen. Für die direkt im Rohbau Beschäftigten soll es bis 2016 eine Arbeitsplatzgarantie geben. Nach Berechnungen der IG Metall summieren sich die vorgeschlagenen Einschnitte für die Beschäftigten auf bis zu 45 Prozent. Außerdem besteht der französische Konzern weiterhin darauf, den Rohbau nach Polen zu verlagern. Die IG Metall und der Betriebsrat befürchten, dass mit dem Rohbau das Kernstück des Werks in Salzgitter verloren geht.

Projekt Salzgitter 2013 – so lautet der Titel des Zukunftsprogramms für Alstom. Danach will das Management 75 Millionen einsparen. 23 Millionen sollen die Arbeitnehmer dazu beisteuern. Die Arbeitnehmervertreter haben bereits zahlreiche Vorschläge in die Verhandlungen eingebracht: Bessere Einkaufsstrategien, Auslagerung von nicht wertschöpfenden Tätigkeiten bis hin zum Wechsel auf ein Zwei-Schicht-System bei der Arbeitszeit. Bisher wird in dem Salzgitter Werk keine Schicht gearbeitet oder nur in sehr geringem Umfang. Ein flexibleres Arbeitszeitsystem ist ebenfalls im Gespräch, wonach die Beschäftigten Plus- und Minusstunden im dreistelligen Bereich ansammeln können.

Branchenkenner erwarten Aufschwung
Für das Jahr 2011 ist das Werk in Salzgitter gut ausgelastet. Doch für 2012 fehlen noch Aufträge. 2013 könnte wieder besser werden, so Eberle. Branchenkenner erwarten in den nächsten Jahren einen Boom im Personennahverkehr, da sich die Mobilitätsanforderungen ändern und immer mehr auf die Schiene verlagert werden soll. Bisher hat jedoch Alstom von dieser Entwicklung wenig profitiert. Denn seit Jahren hat das Unternehmen wirtschaftliche Probleme. Zeitweise haben die Beschäftigten sogar auf anstehende Lohnerhöhungen verzichtet.

Am 24. Mai 2011 werden die Verhandlungen fortgesetzt. Am darauffolgenden Tag wird es zu einer Großdemonstration kommen. Daran wollen sich auch die Belegschaften benachbarter Unternehmen aus Salzgitter beteiligen. Aus den anderen deutschen Alstom-Werken in Berlin, Stendal, Gexbach, Mannheim, Stuttgart, Bannental, Mainz-Kastel, Neumark, Kassel, Mönchengladbach, Dresden, Düsseldorf und Butzbach werden Delegationen erwartet.


Solidaritätserklärung der Branchenkonferenz Bahnindustrie zu Alstom Salzgitter (PDF, 404 KB)

Massive Proteste gegen Jobstreichungen (23.03.2011)

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