Georgsmarienhütte GmbH baut Energiemanagement auf
Auf gute Nachbarschaft

Großverbraucher, Energiefresser – solche Begriffe fallen den meisten Menschen ein, wenn sie an Stahlwerke, Gießereien oder Aluminiumwerke denken. Die Georgsmarienhütte GmbH will mit ihrem Energiemanagement Kosten sparen und zugleich mit Vorurteilen aufräumen.

9. Dezember 20119. 12. 2011


Die Georgsmarienhütte GmbH zählt zu den führenden europäischen Anbietern für Stabstahl, Halbzeug, Rohstahl und Blankstahl. Vor 11 Monaten rief die Hütte die Abteilung Energiemanagement ins Leben. Mittlerweile arbeiten vier Beschäftigte dort. Ein guter Anfang, findet Arbeitsdirektor und Metaller Felix Osterheider. Auch wenn derzeit der Erfolg gemessen in Euro zunächst nur marginal messbar ist. „Der Wandel in den Köpfen beim Thema Energie ist groß“, freut sich Osterheider. Das Energiemanagement bei der Hütte besteht aus drei Säulen: den Menschen, dem System und der Technik. Jeder dieser Faktoren ist wichtig. „Die Einbindung aller Beschäftigten ist der Schlüssel zum Erfolg“, da ist sich Osterheider ganz sicher. Denn von der Geschäftsführung bis zu den Auszubildenden tragen alle zum Erfolg bei.


Erste Erfahrungen liegen vor

Was wurde konkret gemacht in den vergangenen Monaten? Von den mehr als 1300 Beschäftigten wurden 750 in Sachen Energiemanagement geschult. Gar nicht so einfach, denn wen interessiert es schon, ob der Bildschirm im Büro auf Stand-by steht und Strom verbraucht, wenn in der Hütte in einer Minute der Strom eines ganzen Neubaugebiets verbraten wird? Osterheider zieht nach dem ersten Jahr ein Resümee: „Wir können die Beschäftigten nur beteiligen und für das Thema gewinnen, wenn wir einen Bezug, eine Brücke zu ihrem Zuhause schlagen.“ Sprich, die Energieschulung im Betrieb muss sich auch übertragen lassen auf Energie- und Kostensparen in den eigenen vier Wänden.

Nach den ersten Monaten liegt nun auch die Erfahrung vor, wie Energiemanagement überhaupt erfolgreich sein kann. Nämlich dann, wenn Einbindung und Beteiligung sichergestellt sind, beispielsweise durch:

  • Ideenmanagement
  • Aushänge und Aufforderungen
  • Besuche des Energiemanagement-Teams vor Ort
  • Energiepaten in den Betrieben benennen
  • Druckluftleckagen finden
  • Zeit haben und zuhören
  • Infos für zu Hause geben
  • Informationen mit konkreten Euro-Angaben

Es gibt auch ganz konkrete Projekte, die nicht sofort ins Geld gegangen sind. Dazu zählen:

  • die Reduzierung der Einschaltdauer der Außenbeleuchtung,
  • Abschaltlisten für Stillstände,
  • die automatische Bedarfsreduzierung bei langen Störungen,
  • der Druckluftaudit und die Leckagebeseitigung,
  • die Optimierung von Laufzeiten sowie die Umlaufmengen in Kühlkreisläufen.


Energiesparen ist ein dauerhaftes Thema

Die Energiemanager rund um ihren Leiter, Reimund Laermann, haben auch ins Sparen investiert. Und so konnten die folgenden Effizienzprojekte bei der Georgsmarienhütte realisiert werden. Es wurden unter anderem drehzahlgeregelten Druckluftkompressoren gekauft. Die Drehzahl von Kühlwasserpumpen und Kühlturmventilatoren wurde geregelt. Die Leistung von Antrieben wurde an aktuelle Bedürfnisse angepasst. Zum Beispiel konnte der Stromverbrauch bei den Entzunderungsanlagen von 450 kW auf 155 kW gesenkt werden. Beleuchtungssysteme in den Produktionsbereichen wurden ausgetauscht. Und die Dampferzeugung aus dem Abgassystem des Elektroofens wurde genutzt.

Natürlich gibt es auf Seite der Datenerfassung und Datenanalyse klare messbare Erfolgsfaktoren: Dazu zählen Grenzwerte, Kopplungen, Bilanzkreisanalysen, Vergleiche, Benachrichtigungen und Berichte. Aber auch Lastgänge, Spitzenbedarfe, Verluste, notwendige Messungen und Leerlaufzeiten müssen erfasst und analysiert werden. Osterheider: „Dank der Einführung des Energiemanagementsystems nach DIN EN 16001 ist das Unternehmen in die Lage versetzt worden, seine Energiebedarfe kontinuierlich zu reduzieren und seine Energieeffizienz kontinuierlich zu steigern.“ Ein richtiger Schritt in Sachen Existenzsicherung und Wettbewerbsfähigkeit – die Georgsmarienhütte GmbH war das erste Stahlwerk in Deutschland das im Jahr 2010 entsprechend zertifiziert worden ist.

Doch die vergangenen Jahre haben auch gezeigt: Energiesparen ist ein dauerhaftes Thema, es endet nie!


Das nächste Etappenziel der Energiemanager: Noch mehr konkrete, messbare Erfolge im Energiemanagement erringen und diese auch z.B. bei Führungen und im Dialog mit der Umwelt deutlich machen. „Wir sind ein transparentes Industrieunternehmen und wissen genau, dass wir in direkter Nachbarschaft zu unserem Wohnumfeld Verantwortung tragen“, erklärt Osterheider. Deshalb arbeite das Unternehmen daran, weiter ein guter Nachbar zu sein – ein Standortvorteil, der gepflegt werde.

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