Hannover Messe: Tagung zu Ingenieurmangel
Die Zukunft entscheidet sich in den Köpfen

Auf der Hannover Messe stellte die IG Metall ein Zehn-Punkte-Programm gegen den Ingenieurmangel vor. Der Zweite Vorsitzende der IG Metall, Detlef Wetzel, forderte die Arbeitgeber auf, das vorhandene Facharbeiterpotenzial in den Betrieben sorgsam zu pflegen und ihre starre Haltung in der ...

24. April 201224. 4. 2012


... laufenden Tarifrunde aufzugeben.

Der Arbeitsmarkt in Deutschland ist gespalten. Einerseits gibt es immer mehr unsichere Beschäftigungsverhältnisse wie Leiharbeit und Werkverträge, andererseits klagen viele Arbeitgeber über einen Mangel an Fachkräften. Die Sicherung von qualifizierten Mitarbeitern ist eine zentrale Herausforderung für die Zukunft. Doch das Verhalten der Arbeitgeber dazu ist widersprüchlich, wie die IG Metall auf der Tagung „Fachkräftemangel – neue Chancen für die junge Generation“ auf der Hannover Messe deutlich machte.

Perspektiven für Junge verbessern

„Qualifizierte Fachkräfte sind das A und O unserer Wettbewerbsfähigkeit“, sagte der Zweite Vorsitzende der IG Metall, Detlef Wetzel am Dienstag auf der Hannover Messe. „Doch die Unternehmen sind immer weniger bereit, das schon vorhandene Potenzial an hochqualifizierten Fachkräften zu pflegen und gute Arbeit zu schaffen.“ Es sei falsch, Beschäftigte als reinen Kostenfaktor zu betrachten und nur den schnellen Gewinn im Blick zu haben, kritisierte Wetzel. „Langfristig werden sich nur Investitionen in die eigenen Belegschaften auszahlen.“

Nur qualifizierte und motivierte Arbeitnehmer schaffen die Voraussetzung für die Entwicklung und Umsetzung neuer Ideen. Wetzel plädierte in diesem Zusammenhang auch für die Festschreibung der unbefristeten Übernahme nach der Ausbildung. Dafür kämpfen die Metallerinnen und Metaller in der laufenden Tarifrunde. „Der Jugend muss eine Perspektive gegeben werden. Im Sinne der Betroffenen, aber auch im Interesse der Sicherung des Fachkräftebedarfs der Unternehmen.“

Hochschulzugang erleichtern

Um dem Mangel an qualifizierten Fachkräften und Ingenieuren wirksam zu begegnen, hat die IG Metall Niedersachsen und Sachsen-Anhalt zur Hannover Messe einen Katalog von zehn Maßnahmen gegen den Ingenieurmangel vorgelegt. IG Metall-Bezirksleiter Hartmut Meine forderte einen erleichterten Hochschulzugang und die Abschaffung von Studiengebühren. „Ein wirksames Mittel gegen den Fachkräftemangel sind gebührenfreie Hochschulen“, sagte Meine.

Wer die Anzahl der Studierenden in den Ingenieurwissenschaften steigern will, muss die Hochschulen attraktiver machen, etwa durch eine bessere Betreuung während des Studiums. Auch die Abbrecherquote von 30 Prozent ist nach wie vor viel zu hoch. Hier ist nach Ansicht der IG Metall ein Umdenken erforderlich nach dem Motto „Coachen statt Rausprüfen“. Auch mit dem Ausbau von dualen Studiengängen ließe sich die Zahl der Studierenden deutlich erhöhen.

Schlüsselrolle von Tarifverträgen

Je stärker der Ingenieurmangel wird, desto größer wird der Wettbewerb um qualifizierte Fachkräfte. Künftig wird kein Ingenieur gezwungen sein, sich mit Entgelten unterhalb der Tarife der Metall- und Elektroindustrie zu begnügen. Unternehmen, die nicht nach dem Flächentarifvertrag bezahlen, werden die Verlierer sein. Gute, durch Tarifverträge gesicherte Arbeitsbedingungen sind ein entscheidendes Argument für die Arbeitsplatzwahl.

Der Anteil von Frauen in Ingenieurberufen ist immer noch sehr niedrig. Um das zu ändern, müssen Frauen in naturwissenschaftlichen Fächern stärker gefördert werden. Praktische Einblicke in die Arbeit von Ingenieurinnen bieten Veranstaltungen wie etwa der Girls` Day. Deutlich mehr Frauen müssen in den männerdominierten technischen Berufen eine Chance erhalten. Dazu gehören auch Tarifverträge zur besseren Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Die IG Metall setzt sich für verlässliche Regelungen ein, die klare Berufsperspektiven und Karrierechancen ermöglichen, damit hochqualifizierte Frauen langfristig im Betrieb beschäftigt bleiben.

Vom Schweißer zum Ingenieur

Die Werbung für technische Berufe an Schulen und in der Gesellschaft muss dringend verstärkt werden. Nur wer Spaß und Interesse an Technik hat, wird auch erfolgreich ein Ingenieurstudium absolvieren. Ein weiterer Baustein ist die konsequente Weiterbildung im Betrieb für Facharbeiter und Techniker. Nach Qualifizierungen müssen die Beschäftigten adäquate Aufgabenfelder erhalten. Und warum soll sich ein Schweißer nicht zum Ingenieur weiterbilden?

Die IG Metall setzt auf einen Katalog von Maßnahmen: Nachhaltige Personalpolitik, gute Tarifverträge, gute Ausbildungs- und Arbeitsbedingungen, Abbau von Bildungshürden und verstärkte Weiterbildung. Die Betriebsräte und Vertrauensleute der IG Metall werden den Fachkräfte- und Ingenieursmangel verstärkt in den Betrieben diskutieren und konkrete Vorschläge machen. Die IG Metall wird das Thema noch stärker in die Verhandlungen mit den Arbeitgebern einbringen und gegenüber der Politik wirksame Maßnahmen einfordern.

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