Global Wage Report: Lohnzuwächse durch Wirtschaftskrise halbiert
Die Krise schrumpft die Einkommen

Der neue globale Lohnbericht der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO) zeigt die Auswirkungen der Weltwirtschaftskrise auf Löhne und Gehälter. Wegen der globalen Wirtschafts- und Finanzkrise haben sich die Lohnzuwächse weltweit annähernd halbiert. In Deutschland sind die Reallöhne in der ...

17. Dezember 201017. 12. 2010


... Krise vor allem durch die Kurzarbeit zurückgegangen. Die ILO würdigt Deutschlands Modell mit Kurzarbeit, Arbeitszeitkonten und sozialpartnerschaftlichem Dialog als gutes Beispiel, Arbeitsplätze in Zeiten einer Wirtschaftskrise zu sichern.

Dem Lohnbericht („Global Wage Report 2010/2011“) der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO) zufolge legten die Reallöhne 2009 im weltweiten Durchschnitt nur noch 1,6 Prozent zu – nach 2,8 Prozent 2007 vor Ausbruch der Krise. Ohne China (das Land veröffentlicht nur Zahlen für staatliche und staatsnahe Betriebe) beschränkte sich der Zuwachs der Löhne weltweit im Jahr 2009 auf nur 0,7 Prozent und 0,8 Prozent in 2008. In den G20-Staaten (ohne China) waren für 2008 und 2009 jeweils sogar nur 0,5 Prozent Lohnsteigerung zu verzeichnen.

ILO-Generaldirektor Juan Somavia fordert deshalb: „Stagnierende oder rückläufige Löhne behindern in vielen Ländern die konjunkturelle Erholung. Die Wirtschaftspolitik muss ihren Schwerpunkt auf Beschäftigung und angemessene Entlohnung legen. Dies ist nicht nur für die wirtschaftliche Erholung entscheidend, sondern auch für die Bekämpfung sozialer und ökonomischer Ungleichgewichte.“ Dem Bericht zufolge zählt die schwache Nachfrage infolge der mäßigen Lohnentwicklung neben anderen Faktoren mit zu den Auslösern für die Finanz- und Wirtschaftskrise.

Auch in Deutschland sind die Reallöhne bis einschließlich 2009 drei Jahre in Folge zurückgegangen. Doch während der Krise war ein wesentlicher Grund dafür die Nutzung der Kurzarbeit. Die durch die Kurzarbeit reduzierten Arbeitszeiten führten für die Arbeitnehmer zu Lohneinbußen. Während die durchschnittlichen Stundenverdienste von 2007 bis 2009 um 2,4 Prozent stiegen, sanken die Monatseinkommen deutscher Arbeitnehmer im gleichen Zeitraum um 1,0 Prozent. Das zeigt sich auch am Rückgang der bezahlten Wochenstunden. 2007 bis 2009. In Deutschland ging die bezahlte Wochenarbeitszeit in diesem Zeitraum um 51 Minuten zurück, das ist der stärkste Rückgang aller europäischen Staaten. Der Bericht hebt hervor, dass Kurzarbeit in Deutschland sehr erfolgreich genutzt wurde, um Arbeitsplätze in großem Umfang zu erhalten.

Veränderung der wöchentlichen Arbeitszeit.



Der Anteil der Löhne am Volkseinkommen ist weltweit langfristig rückläufig, die Löhne wachsen längst nicht mehr im Schritt mit der Produktivität, und die Einkommensunterschiede werden größer. Hier fällt Deutschland in Europa hinter andere Staaten zurück. 1980 bis 85 lag Deutschland mit einem Lohnanteil von 71,4 Prozent hinter Schweden auf Platz 2. Der Rückgang auf 66,2 Prozent 2008 bis 09 bedeutet den 6. Platz hinter Dänemark, Schweden, Belgien, Großbritannien und Frankreich. Das hängt vor allem mit der Entwicklung im Niedriglohnbereich zusammen. Dieser Sektor hat in Deutschland – vergleicht man die Zahlen von 1995 bis 2000 mit denen von 2007 bis 2009 – um 4,5 Prozent zugenommen. In Europa war das nur in Polen (5 Prozent) und Luxemburg (6 Prozent) höher.

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