11. Oktober 2019
Selbstbestimmung stärken
Arbeitszeit und Leistung im Sinne der Beschäftigten regeln
Arbeitszeit soll auch in den nächsten Jahren Schwerpunkt der IG Metall sein. Die Ziele: Arbeitsplätze in der Transformation sichern, Leistungsdruck begrenzen und die Selbstbestimmung der Beschäftigten bei ihrer Arbeitszeit stärken.

In den vergangenen vier Jahren hat die IG Metall Arbeitszeit zum Schwerpunkt gemacht. Nach Jahren der Flexibilisierung von Arbeitszeiten im Sinne der Arbeitgeber wollten wir, dass endlich auch die Wünsche der Beschäftigten berücksichtigt werden: bessere Vereinbarkeit von Leben und Arbeit, von Familie und Beruf, gesündere Arbeitszeiten und mehr Zeit für Weiterbildung. Zugleich wollten wir die Beschäftigten vor überlangen, ausufernden Arbeitszeiten schützen.


Noch mehr Selbstbestimmung bei der Arbeitszeit

Mittlerweile haben wir in mehreren Tarifabschlüssen mehr Selbstbestimmung bei der Arbeitszeit für unsere Mitglieder durchgesetzt – etwa in der Metall- und Elektroindustrie, in der Textilindustrie, bei Volkswagen und in der Eisen- und Stahlindustrie. Beschäftigte haben nun die Möglichkeit, statt zusätzlichem Geld zusätzliche freie Tage (T-ZUG-Wahloption) zu nehmen oder - in der Metallindustrie – ihre Arbeitszeit vorübergehend auf 28 Tage abzusenken.


Zudem haben Betriebsräte nun mehr Rechte, um der Verlängerung von Arbeitszeiten entgegenzutreten.

Diesen Weg wollen wir weitergehen und die Rechte auf selbstbestimmte Arbeitszeiten auszuweiten – und mehr Möglichkeiten für mehr Beschäftigte in weiteren Branchen durchsetzen.


Angleichung der Arbeitszeiten im Osten

Zugleich steht aber auch die Angleichung der Arbeitszeiten allen Branchen und Regionen an die 35-Stunden-Woche für uns weiter auf der Tagesordnung. Beispielsweise in der ostdeutschen Metallindustrie. Dort arbeiten die Beschäftigten 30 Jahre nach dem Fall der Mauer immer noch 38 statt der in der westdeutschen Metallindustrie geltenden 35 Stunden.

In anderen Branchen, etwa in der ostdeutschen Stahlindustrie und Textilindustrie, ist uns das bereits gelungen. Nur die Metallarbeitgeber sperren sich noch gegen die soziale Einheit von West und Ost.


Arbeitszeit verkürzen zum Schutz von Arbeitsplätzen

Für die Transformation durch Digitalisierung und ökologischen Umbau strebt die IG Metall zudem die Verkürzung von Arbeitszeiten an. Damit wollen wir Arbeitsplätze sichern – nach dem Motto „Stunden entlassen, statt Menschen entlassen“. Wir müssen die Arbeitgeber zwingen, alle Möglichkeit der Arbeitszeitverkürzung auszuschöpfen, bevor Beschäftigte entlassen werden. Zudem wollen wir die Einführung von Kurzarbeit mit einer Aufzahlung durch den Arbeitgeber.


Leistungsdruck begrenzen und Gesundheit schützen

Außerdem wollen wir Arbeitszeiten gerecht verteilen. Es darf nicht sein, dass die einen durch Überstunden und Stress krank werden, andere jedoch ihren Job verlieren oder in Mini- und Teilzeitjobs gedrängt werden.

Beschäftigte müssen die Möglichkeit haben, im Alter ihre Arbeitszeit im Alter zu reduzieren oder früher auszusteigen, etwa über weiter Altersteilzeit-Regelungen und Arbeitszeitkonten. Und sie sollen aus belastenden Arbeitszeitsystemen wie Schichtarbeit aussteigen können, ohne Geld zu verlieren.

Zudem wollen wir Regelungen für neue Formen der Arbeitsorganisation, die stark auf die Eigenverantwortlichkeit und Selbststeuerung der Beschäftigten setzen, die ständig länger arbeiten müssen, mobil oder zuhause, um ihr Ergebnis zu erreichen, und ständig erreichbar sein sollen.

Dazu wollen wir bestehende Regelungen wie den Tarifvertrag Mobiles Arbeiten ausweiten und weiterentwickeln, um die Beschäftigten auch in der neuen Arbeitswelt vor ausufernden Arbeitszeiten, Arbeitsverdichtung und Stress zu schützen.


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