Finanzbericht der IG Metall für 2013
Die Mitglieder vor Ort stärken

Der Kassenbericht der IG Metall für 2013 ist fertig. Was hat die IG Metall eingenommen und wofür hat sie es ausgegeben? Das berichtet Hauptkassierer Jürgen Kerner im Interview.

28. April 201428. 4. 2014


Du bist im Herbst mit einem überragenden Stimmenergebnis zum neuen Hauptkassierer der IG Metall gewählt worden. Hast Du ein schwieriges Amt übernommen?

Jürgen Kerner: Schwierig ist das falsche Etikett. Ich würde sagen, ein verantwortungsvolles Amt. Die Finanzen der IG Metall sind schließlich die Grundlage für ihre Handlungsfähigkeit. Und mein Vorgänger Bertin Eichler und sein Team haben eine glänzende Arbeit gemacht und den Bereich gut aufgestellt.

Viele Mitglieder warten immer gespannt darauf, wie es in der Kasse der IG Metall aussieht. Jetzt ist es Mai.Warum dauert es eigentlich immer so lange?

Weil die enorme Menge an Daten, darunter auch viele aus den Verwaltungsstellen, erst im März vollständig vorliegen. Und dann kommen noch die Wirtschaftsprüfung und das Controlling. Darum können wir die Bilanz nicht früher vorlegen.

2013 hat die IG Metall insgesamt 499 Millionen Euro eingenommen, 2012 waren es 481 Millionen. Wie kommt es zu dem Plus?

Das liegt vor allem daran, dass wir gute Tarifabschlüsse erzielt haben. Höhere Einkommen bedeuten höhere Mitgliedsbeiträge. Etwa die 3,4 Prozent Entgeltsteigerung ab Juli 2013 in der Metallindustrie. Hier gibt’s im Mai weitere 2,2 Prozent. Entsprechend werden die Beiträge angepasst.

Dieses Jahr gibt es außerdem neue Tarifverhandlungen in der Stahl- und Holz- und Kunststoffindustrie. Wird die IG Metall 2014 auf über 500 Millionen Euro Einnahmen kommen?

Das wird so sein.

Und was bietet die IG Metall ihren Mitgliedern dafür?

Zum einen das, was die IG Metall schon immer bietet: In den Verwaltungsstellen fachkundigen Rat und Hilfe bei Problemen etwa am Arbeitsplatz, bei der Rente oder bei Arbeitslosigkeit; zudem Rechtsberatung und rund 23 Millionen an Unterstützungsleistungen wie die Freizeitunfallversicherung oder das Sterbegeld. Aber was für die Mitglieder vor allem wichtig ist: Vertrauensleute, Betriebsräte und Jugend- und Schwerbehindertenvertretungen, die kompetent die Interessen der Beschäftigten in den Betrieben vertreten.

Warum ist das besonders wichtig?

Weil wir nur dann etwas verändern können, wenn wir eine starke und einflussreiche Organisation sind. Und das sind wir nicht, weil ein paar Leute gute Reden halten, sondern weil wir die Interessen der Menschen in den Betrieben kompetent vertreten, wenn wir die Themen aufgreifen, die sie bewegen, und sie sich selbst mit uns zusammen dafür engagieren. Dann verschaffen wir uns Gehör, auch in der Politik. Die Beschäftigtenbefragung ist ein gutes Beispiel dafür. Wir müssen jetzt gemeinsam mit den Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern darüber reden, welche Themen wir aufgreifen und umsetzen wollen.

Für die Ausgaben der IG Metall heißt das?

Dass wir noch mehr in die Bildung investieren: rund 27 Millionen aus der Hauptkasse. Unsere Bildungsangebote werden gut angenommen. 182 Millionen fließen in die Arbeit vor Ort, also dahin, wo wir den Kontakt zu den Mitgliedern haben und zu denen, die es noch werden sollen. Dahin, wo die IG Metall für die Mitglieder spürbar ist. Dazu kommen 2014 noch 20 Millionen Euro aus dem Investitionsfonds; auch davon profitiert die Arbeit vor Ort.

Aber die 20 Millionen werden nicht per Gießkanne verteilt.

Nein, die gibt es gezielt für Zukunftsregionen, in denen wir Wachstum erwarten und damit neue Arbeitsplätze und Beschäftigung. Oder für Regionen, in denen es vieleWerkverträge gibtund wir die Interessen der Werkvertragsarbeitnehmer noch nicht vertreten können. Die Leiharbeit hat gezeigt, dass wir in der Lage sind, etwas zu erreichen. Die 47 000 Leihbeschäftigten, die wir als Mitglieder gewonnen haben, belegen, dass unser Einsatz für sie anerkannt wird.

Wie viele Millionen fließen in die Rücklagen?

75 Millionen. Für Freizeitunfallversicherung, Sterbegeld, die Unterstützung für Rentnerinnen und Rentner und die Altersvorsorge der Beschäftigten der IG Metall. Aber der größte Teil geht in die Streikkasse.

Wie hoch sind denn die Rücklagen, die sich inzwischen angesammelt haben? Wird das immer noch nicht verraten?

Nein, wird es nicht. Und die Begründung ist auch immer noch die alte: Wenn das bekannt wäre, könnten die Arbeitgeber sich bei einemTarifkonflikt ausrechnen, wann der IG Metall bei einem Streik die Luft ausgeht. Vor Jahren haben die Arbeitgeber mal ausgerechnet, dass vier Milliarden in der Streikkasse sein müssten. Kerner: Sie können gerne herumrechnen. Aber es ist gut, wenn sie es nicht wissen.

Ich wette, wenn ich frage: Ist das Geld gut angelegt?, sagst Du nicht: Nein.

Die Wette hast Du gewonnen. Das Geld ist, wie in der Vergangenheit, solide angelegt, das heißt: konservativ. Wir investieren nicht in spekulative Anlagen. Und wir beachten natürlich moralische Grundsätze.

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