Feste Jobs für Leiharbeiter bei Mannstaedt
Betriebsrat setzt sich durch

Auf einen Schlag: Die Mannstaedt-Werke in Troisdorf bei Bonn haben alle ihre Leiharbeitnehmer zum 1. Januar fest eingestellt – ein Verdienst von Betriebsrat und IG Metall. Sie haben außerdem erreicht, dass künftige Leihkräfte gleich bezahlt werden.

12. Januar 201112. 1. 2011


Elmir Djedovic ist „total zufrieden“. Der 31-jährige Verfahrensmechaniker zählt zu den 44 Leiharbeitnehmern, die von Mannstaedt zum Jahresanfang einen unbefristeten Arbeitsvertrag erhalten haben. Die 44 waren alle schon einmal für den Autozulieferer tätig. Bis zur Krise im Jahr 2009. Damals wurden 300 Mitarbeiter entlassen – sowohl Stammbeschäftigte als auch befristet Beschäftigte und Leiharbeitskräfte.

Freuen sich über ihren Erfolg: Betriebsratsvorsitzender Horst Dederichs, Ex-Leiharbeitnehmer Elmir Djedovic, Sprecher der IG Metall-Vertrauensleute Michail Tsapanidis (v.l.).

Erst arbeitslos, dann auf Hartz IV
Manche wechselten in eine Transfergesellschaft, auf die der Betriebsrat gedrungen hatte, das heißt sie gingen auf Kurzarbeit Null und ließen sich qualifizieren; manche fanden einen neuen Job, manche wurden arbeitslos. Wie Elmir Djedovic. Der junge Familienvater hatte sich kurz vor der Entlassung ein Haus gekauft. Nach dem Job-Verlust war er ein Jahr lang arbeitslos, dann auf Hartz IV. Dann arbeitete er für einen Hungerlohn als Lkw-Fahrer. Bei Mannstaedt verdient er 30 Prozent mehr.

Im Interessenausgleich und Sozialplan von 2009 vereinbarten Betriebsrat und Geschäftsleitung: Falls Mannstaedt wieder Leute einstellt, werden die neuen Stellen erst einmal den Ex-Mitarbeitern angeboten. Mit dem Stellenabbau von 2009 war die Krise aber nicht überwunden, ein Sanierungstarifvertrag musste her: Die Belegschaft verzichtete vorübergehend auf das Urlaubs- und Weihnachtsgeld, die Firma bis Ende 2010 auf weitere Kündigungen. Und auf Leiharbeit. Doch schon im Frühjahr 2010 deutete sich der Aufschwung an. Statt feste Arbeitsplätze zu schaffen wollte die Geschäftsführung Leiharbeiter einstellen. Die IG Metall-Vertrauensleute diskutierten das Problem intensiv. Sollten sie auf den Sanierungstarifvertrag pochen und Leiharbeit strikt ablehnen oder sie doch akzeptieren?

Leiharbeitnehmer werden gleich bezahlt und gleich behandelt
Heraus kam ein „Ja, aber“: Die Arbeitsnehmervertreter akzeptieren Leiharbeit, aber nur unter drei Voraussetzungen: Erstens können nur ehemalige Mannstaedt-Beschäftigte als Leiharbeitnehmer tätig werden. Zweitens wird diese Art der Beschäftigung bis Ende 2010 befristet. Drittens müssen alle Leiharbeitnehmer gleich bezahlt und gleich behandelt werden: Es gelten „equal pay“ und „equal treatment“, sprich Leiharbeiter und Stammbeschäftigte bei Mannstaedt unterscheiden sich in nichts voneinander. Sie arbeiten für dasselbe Geld und zu denselben Arbeitsbedingungen. So werden beispielsweise auch die Leihkräfte am Erfolg des Unternehmens beteiligt.

Betriebsrat grundsätzlich gegen Leiharbeit

Grundlage für die völlige Gleichstellung ist ein Tarifvertrag, den die IG Metall Bonn-Rhein-Sieg mit der Zeitarbeitsfirma Start abgeschlossen hat. Der Betriebsrat seinerseits vereinbarte mit dem Arbeitgeber, dass nur Leiharbeitnehmer eingestellt werden, die unter diesen Tarifvertrag fallen. Der Betriebsrat hat eine klare Position zum Thema Leiharbeit: Er lehnt sie grundsätzlich ab. Vorsitzender Horst Dederichs sagt: „Sie ist nicht notwendig. Wir haben Arbeitszeitkonten; die erlauben es uns, so flexibel zu sein wie wir sein müssen.“ Der stellvertretende Betriebsratsvorsitzende und Sprecher der Vertrauensleute, Michail Tsapanidis, sagt: „Für dieselbe Arbeit unterschiedlich bezahlt zu werden, ist zutiefst ungerecht. Wenn du das Elend der Leiharbeit verinnerlichst und Tränen in den Augen der Kollegen siehst, dann entwickelst du Bissigkeit und sagst: ’Jetzt ist Schluss mit lustig!’“

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