Stellenabbau bei SMA Solar
Ein Schlag ins Gesicht

Solarunternehmen in Deutschland sind einem großen Konkurrenzdruck und Preisverfall ausgesetzt. Behaupten können sie sich nur durch technologischen Vorsprung. Wie bisher der Wechselrichterhersteller SMA Solar in Kassel. Nun hat er angekündigt, 700 Stellen abzubauen.


SMA Solar ist der größte Hersteller von Wechselrichtern für Solaranlagen und ist Weltmarktführer. Das Kasseler Unternehmen exportiert in die ganze Welt und beschäftigt weltweit knapp 5000 Mitarbeiter. Das Werk in Kassel galt bisher als Vorzeigeobjekt. Die Produktion dort läuft klimaneutral. Solaranlagen versorgen das Werk mit über 4 Megawatt Strom und decken damit den Eigenbedarf. SMA nutzt außerdem effektiv die entstehende Prozesswärme und setzt sie in umgewandelter Form für die Kühlung der Gebäude ein. Ein Blockheizkraftwerk, das mit Biogas betrieben wird, erzeugt die nötige Wärme in der kalten Jahreszeit.

Die hochmotivierten Mitarbeiter haben mit ihren Ideen die Energiebilanz des Unternehmens kontinuierlich verbessert. Ihre Vorschläge führten beispielsweise dazu, dass die Lichttechnik besser gesteuert wird und damit weniger Strom frisst. Dieses Jahr machte ein IT-Mitarbeiter den Vorschlag, die Drucker grundsätzlich so einzustellen, dass sie beide Seiten eines Blattes Papier bedrucken und zwar in Schwarzweiß. Diese Basiseinstellung aller Drucker spart übers Jahr große Mengen an Papier und Toner. „Diese kleinen Dinge sind simpel, aber effektiv“, erklärt SMA-Betriebsrat Martin Breul.


Drohender Verlust von Know-how

Umso schlimmer traf die Mitarbeiter jetzt die Nachricht, dass das Unternehmen 700 Arbeitsplätze abbauen will. Der Wechselrichterhersteller will die deutsche Belegschaft um knapp ein Viertel abbauen. Die Geschäftsführung spricht von einer länger anhaltenden Konsolidierungsphase und Durststrecke. Damit hat die Krise der Solarbranche inzwischen den lange erfolgsverwöhnten Konzern erreicht. Wegen des hohen Preisdrucks in der Solarbranche hatte SMA im ersten Quartal 2013 rote Zahlen geschrieben.

SMA ist ein trauriges Beispiel dafür, dass es bei der Energiewende gewaltig hakt und knirscht. Es zeigt auch die Dringlichkeit, entschlossen zu handeln, damit die Energiewende nicht scheitert. Viele deutsche Unternehmen und ihre Beschäftigten in den Erneuerbaren Energien haben neue Geschäftsmodelle entwickelt und dafür viel investiert. Sie haben Energie und Material eingesetzt und sich als grüne Unternehmen mit prinzipiell großem Zukunftspotenzial positioniert.

Durch die aktuelle Entwicklung auf den Märkten werden sie jedoch heftig ausgebremst. Innovationen werden zurückgefahren oder zögerlich betrieben. Geschäftsfelder werden aufgegeben oder in Frage gestellt. Viele Arbeitsplätze, die in den Erneuerbaren Energien entstanden sind, stehen wieder auf der Kippe. Betroffen sind Unternehmen wie SMA Solar, die sich konsequent für grüne Zukunftstechnologien eingesetzt haben. Es drohen der Verlust von Know-how und von Beschäftigung.


Masterplan für die Energiewende

Es bedarf national und international eines verlässlichen Ordnungs- und Regulierungsrahmens. Die Politik muss steuern, denn der gegenwärtige Stillstand bedroht eine ganze Branche. Es hapert bereits auf nationaler Ebene etwa bei der Netzentwicklung, über ungeklärte Fragen des Strommarktes bis zu unzulänglichen Forschungs- und Fördermaßnahmen. Die IG Metall macht sich deshalb Hand in Hand mit den Betriebsräten aus der Branche Erneuerbare Energie dafür stark, an Lösungen mitzuwirken und mehr und bessere Arbeitsplätze zu schaffen. Die IG Metall fordert einen Masterplan, um die Energiewende zu einem industriellen Erfolg zu machen, damit grüne Beschäftigung in Deutschland erhalten bleibt.

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