Lesetipp zum Thema
Sieht so das Büro der Zukunft aus?

Die fortschreitende Digitalisierung verändert die Arbeit in den Büros grundlegend. Mit der neuen Technik werden neue Formen der Zusammenarbeit möglich. Dafür braucht man flexible Bürostrukturen.


Helmut Meyer geht es nicht darum, Büros hübsch einzurichten, mit schönen Möbeln, schicken Lampen, drehbaren Stühlen. „Wir ändern Raumkonzepte, weil die Arbeit sich verändert hat“, betont der Betriebsrat bei Robert Bosch am Entwicklungsstandort in Abstatt. „Die digitale Technik, die Einzug in die Büros hält, ist klein, mobil, leistungsfähig. Diese Werkzeuge sowie veränderte Arbeitsinhalte beeinflussen die Arbeitsorganisation. Deshalb müssen wir auch neue Bürokonzepte umsetzen.“

Das gilt nicht allein für die Büros bei Bosch: Die Digitalisierung wandelt nicht nur rasant Fertigung und Produktion, sie hält auch Einzug in den Officebereich. Bereits heute gibt es digitale Assistenten, Programme, die Gesprochenes in Text übertragen, papierlose Büros, Beschäftigte die mit Laptop überall arbeiten können.

„Büroräume werden immer intelligenter“, sagt Christiane Benner, Zweite Vorsitzende der IG Metall. „Die Digitalisierung im Officebereich birgt Risiken und bietet viele Chancen. Sie ermöglicht neue Arbeitsformen. Diese müssen im Sinne der Beschäftigten gestaltet werden.“

Welche Folgen die digitale Revolution für die Beschäftigten haben wird, ist bislang nicht exakt abzusehen. In einem breit angelegten Projekt untersucht die IG Metall derzeit, wie sich Digitalisierung in den Büros auswirkt. Dazu hat sie eine Umfrage unter den kaufmännischen Angestellten der Branche durchgeführt. Im Sommer werden nun Ergebnisse einer in Auftrag gegebenen wissenschaftlichen Studie erwartet.

„Fest steht, dass Weiterbildung enorm wichtig sein wird, um Beschäftigten Perspektiven zu eröffnen“, sagt Christiane Benner. „Klar ist auch, dass mit dem Einzug digitaler Technologien neue Bürostrukturen und flexible Raumkonzepte notwendig werden.“

Viele Anforderungen

Bei Bosch haben sie sich auf den Weg gemacht, solche neuen Bürostrukturen zu schaffen. In Renningen bei Stuttgart etwa hat das Unternehmen seinen neuen Forschungscampus aufgebaut. Das Areal ist über 100 000 Quadratmeter groß, 14 Gebäude sind auf ihm verteilt, rund 1600 Menschen arbeiten hier, meist Forscher und Entwickler. Für sie wurde ein spezielles Raumkonzept entworfen: eine Kombination von Einzel- und Teambüros, Gemeinschaftsflächen und Ruhezonen. Eine Bürolandschaft, die auf ganz unterschiedlicheAnforderungen von Arbeit in projektbezogenen Teams ausgerichtet ist.

Eine „Kommunikationszone“ im Bosch-Forschungszentrum Renningen. Foto: Robert Bosch GmbH

Neubau für rund 1000 Beschäftigte

Solch eine Bürolandschaft soll nun auch in Abstatt geschaffen werden. Hier entsteht derzeit ein Neubau für rund 1000 Beschäftigte, 2018 soll das Gebäude fertig sein – Helmut Meyer und sein Team sind mitten in der Konzeptentwicklung. „Es ist wichtig, dass wir als Betriebsrat früh in die Planung eingebunden sind“, sagt der 52-Jährige, „ebenso wichtig ist, dass Beschäftigte beteiligt werden. Nur so können Bedürfnisse ermittelt und neue Raumkonzepte entworfen werden.“

In Abstatt, das zeichnet sich ab, werden zum Gebäude ein Ensemble von Einzelarbeitsplätzen, Projektzonen, Laborflächen und Besprechungszimmern gehören – vor allem aber muss es ausgerüstet und ausgestattet sein, Kommunikation zu unterstützen. Denn diese, das ist abzusehen, wird sich intensivieren. „Mit der technischen Entwicklung entstehen neue Arbeitsformen“, sagt Helmut Meyer, „mobiles Arbeiten ist ebenso möglich wie Projektarbeit von Beschäftigten aus unterschiedlichen Standorten.“ Für diese neuen Formen der Zusammenarbeit soll es im neuen Gebäude ausreichend Raum und Ressourcen geben.

„Die neue Arbeitsteilung, die mit Digitalisierung möglich wird, muss sich in der Raumstruktur widerspiegeln“, sagt Helmut Meyer. „Und natürlich muss es am Ende gut ausschauen. Die Beschäftigten sollen sich an den Arbeitsorten wohlfühlen.“

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