Bodan-Werft steht vor dem Aus
Proteste gegen die Schließung der Werft am Bodensee

95 Jahre lang wurden im Süden Deutschlands Fähr- und Passagierschiffe gebaut. Jetzt steht die Bodan-Werft vor dem Aus. Verhandlungen um den Erhalt der Traditionswerft sind letzte Woche gescheitert. Dagegen protestierten am 21. Januar 2011 IG Metall, Beschäftigte und Bürger.

24. Januar 201124. 1. 2011


Für Luxuswohnungen, ein Hotel und Geschäfte für Leute mit einem gut gefüllten Portemonnaie soll die Bodan-Werft weichen. So haben es Geschäftsführer und Eigentümer der Werft beschlossen. Dabei hat die IG Metall ein Fortführungskonzept für die Werft vorgelegt, da es eine Anzahl von Projekten gibt. Das kommende schwierige Jahr könnte zudem mit Kurzarbeit überbrückt werden. Die verbleibende Zeit könnte genutzt werden, um Kundenkontakte wieder aufleben zu lassen.

Für Lilo Rademacher, IG Metall Friedrichshafen, ist es ein Drama, was sich hier in Kressbronn abspielt. Sie kritisiert, dass bei der Arbeitgeberseite ganz offensichtlich mehr Interesse daran besteht, mit dem Verkauf des Geländes „den goldenen Schnitt zu machen“. Wie zufällig spielte auch die Gemeinde zur rechten Zeit mit: Im November 2010 beschloss der Gemeinderat, das Gelände in einen Freizeitpark umzuwandeln.


Mit eine Schließung der Bodan-Werft werden 60 Beschäftigte ihren Arbeitsplatz verlieren. Zwar ist die Arbeitslosenquote in der Region niedrig, doch es ist zynisch anzunehmen, dass die Beschäftigten ohne Probleme einen neuen Job finden. Viele von ihnen sind alt. Die Mehrzahl hat als Schiffbauer gearbeitet. Vergleichbare Arbeitsplätze gibt es in der Region nicht. Der Verkauf des Geländes soll eine Summe von 1,1 Millionen Euro bringen. Dieses Geld wollen die Banken an Sozialabfindungen zur Verfügung stellen. Rein rechnerisch sind das gerade einmal 18 000 Euro für jeden Beschäftigten. Beschäftigte, die im Durchschnitt 51 Jahre alt und 18 Jahre im Betrieb sind. Das ist für die IG Metall nicht akzeptabel.

Am 18. Januar sind die Verhandlungen zwischen IG Metall, Betriebsrat und Arbeitgeber gescheitert. Die Einigungsstelle unter Vorsitz eines Arbeitsrichters wird nun versuchen in den nächsten Wochen einen Sozialplan aufzustellen. Dafür fordert die IG Metall 2,1 Millionen Euro. Mit dieser Summe könnte eine Transfergesellschaft als Überbrückung und ein vernünftiger Sozialplan finanziert werden.

Auf der Bodan-Werft wurden bisher Fähr- und Passagierschiffe gebaut. Zur Unternehmensgruppe in Kressbronn gehören neben der Werft noch der Schwimmbadbau, ein Freizeitbereich und der Hafen sowie ein Konstruktionsbüro. Neben der Werft soll auch das Konstruktionsbüro geschlossen werden. Das Unternehmen hat schon seit Jahren wirtschaftliche Probleme. Die Beschäftigten verzichteten immer wieder in Abstimmung mit der IG Metall auf Leistungen aus den Tarifverträgen und auf Sonderzahlungen. Alles in der Hoffnung, damit ihre Arbeitsplätze zu sichern. Mit Unterbrechungen geht das so seit dem Jahr 2004.

„Es ist eine Schande, diese Menschen, die ihr Leben lang hervorragende Schiffe gebaut haben, die überall auf Binnenseen, auf dem Bodensee, auf Schweizer Seen, auf oberbayerischen Seen herumfahren, mit schäbigen 18 000 Euro abzuspeisen“, sagte Lilo Rademacher auf der Protestkundgebung am 21. Januar 2011 in Kressbronn.

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