BMW in Regensburg
Investition in die Zukunft

Im Februar 2015 setzte die IG Metall in der damaligen Tarifrunde der Metall- und Elektroindustrie neben einer Entgelterhöhung und verbesserter Altersteilzeit auch den Einstieg in die Bildungsteilzeit durch.


Im Februar 2015 setzte die IG Metall in der damaligen Tarifrunde der Metall- und Elektroindustrie neben einer Entgelterhöhung und verbesserter Altersteilzeit auch den Einstieg in die Bildungsteilzeit durch. Bei BMW in Regensburg machten sich Betriebsräte, Jugend- und Auszubildendenvertretung sowie der Vertrauenskörper gemeinsam mit der IG Metall unmittelbar im Anschluss an die betriebliche Ausgestaltung des Tarifvertrags. Heraus kam eine maßgeschneiderte Betriebsvereinbarung.

Ergänzt wurde der Tarifvertrag Qualifizierung um konkrete Möglichkeiten zu persönlicher beruflicher Weiterbildung sowie durch einen neuen Tarifvertrag Bildungsteilzeit. Betriebsrat und Vertrauenskörperleiter Michael Faltermeier fasst die Zielsetzung der betrieblichen Ausgestaltung zusammen: „Technischer Fortschritt und Globalisierung führen auch bei BMW zu sich rasant ändernden Anforderungen der einzelnen Arbeitsplätze. Beruflicher und auch privater Erfolg ist immer stärker auf rechtzeitige Qualifizierung und ständige Weiterbildung angewiesen. Wir wollten darum einen verbindlichen Prozess definieren, der allen Beschäftigten entsprechende Möglichkeiten eröffnet.“ Dabei hatte man in Regensburg vor allem den indirekten Bereich im Blick, erklärt Faltermeier, denn für den direkten Bereich gibt es bereits andere Methoden und Systeme.

Mit der Betriebsvereinbarung „Bildungsbedarfsanalyse mit Kompetenz-Matrix“ (BBA) wurde das Ziel erreicht. Federführend bei ihrer Verhandlung mit der Firmenseite war der Ausschuss „Bildung und Jugend“ des Betriebsrates, tatkräftig unterstützt durch den damaligen Jugendsekretär der Regensburger IG Metall, Rico Irmischer. Der heutige Bezirksjugendsekretär betont die Bedeutung des Tarifvertrags als Basis für die Vereinbarung: „Auch die Arbeitgeberseite ist grundsätzlich natürlich immer daran interessiert, sich durch Qualifizierung frühzeitig auf künftige Herausforderungen einzustellen. Schwieriger war es schon, dass wir, wie im Tarifabschluss vereinbart, in diesem Zusammenhang eben nicht nur Fachthemen mit konkretem Bezug zur Tätigkeit, sondern auch Aspekte wie die individuelle Persönlichkeitsentwicklung und soziale Kompetenzen aufnehmen wollten.“


Qualifizierung gemeinsam vereinbart

Die Betriebsvereinbarung sieht für jeden Beschäftigten, jede Beschäftigte einmal jährlich zwischen Mai und Dezember eine Bildungsbedarfsanalyse vor, für die ein IT-Tool im Intranet zur Verfügung steht. Auf Basis einer Selbsteinschätzung findet in diesem Rahmen ein Abgleich zwischen der eigenen und der Wahrnehmung der Führungskraft statt, der schließlich in ein gemeinsames Ist-Profil mündet. Weist dieses Ist-Profil Abweichungen zum bestehenden Soll-Profil auf, werden zusammen geeignete Qualifizierungsmaßnahmen vereinbart. Dabei sind die Mitarbeiterinteressen zu berücksichtigen, die Bestimmungen des Tarifvertrages Qualifizierung gelten besonders hinsichtlich der Faktoren Vergütung und Arbeitszeit.

Für den Fall, dass sich beide Seiten nicht einigen können, greifen geeignete Regelungsmechanismen zwischen dem Betriebsrat und der Personalabteilung. Spätestens im BBA-Gespräch des darauffolgenden Jahres wird die Wirkung der bis dahin erfolgten Qualifizierungsmaßnahmen gemeinsam überprüft, so dass der Zyklus mit eventuellen Anpassungen erneut beginnt.


„Mit der BBA tragen wir zu einer Win-Win-Situation bei.“

Auch an theoretisch vorstellbare negative Nebenwirkungen der Bildungsbedarfsanalyse hat die Interessenvertretung gedacht. Um die Beschäftigten davor zu schützen, dürfen die BBA-Gespräche nicht mit Gesprächen zur Leistungsbeurteilung verbunden werden. Auf die in diesem Zusammenhang entstehenden Daten dürfen nur der oder die Betroffene selbst sowie die jeweiligen disziplinarischen Vorgesetzten zugreifen, Auswertungen sind nur in aggregierter Form zulässig.

Der Betriebsrat ist zuversichtlich, dass sich die Betriebsvereinbarung BBA bei BMW Regensburg in der Praxis bewährt, schließt Faltermeier: „BMW ist auf Innovationen angewiesen. Mit unserer Betriebsvereinbarung BBA tragen wir zu einer Win-Win-Situation bei – die Beschäftigten entwickeln sich weiter und sind für geänderte Anforderungen gerüstet, das Unternehmen steigert sein Potenzial an hochqualifizierten Fachkräften.“

Sozialpolitik

Neu auf igmetall.de

Newsletter bestellen