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Chancen ergreifen, um Dinge zu ändern

Bettina Reckert weiß aus Erfahrung, was Ausgrenzung bedeutet.


15. September 201515. 9. 2015


Bettina Reckert engagiert sich für Menschen mit Behinderung. „Ich bin das Kind eines behinderten Vaters und habe erlebt, was Ausgrenzung aufgrund einer Behinderung bedeutet“, sagt sie. Diese Erfahrung war prägend. „Ich möchte meine Möglichkeiten nutzen, etwas zu bewegen, etwas zu tun und vielleicht auch Änderungen herbeizuführen.“ Also macht sie es.


 

„Schon immer in mir“

Jedes ihrer Ehrenämter ist Bettina Reckert gleich wichtig. Sie begann vor 25 Jahren in ihrem Unternehmen, dem Automobilzulieferbetrieb Edscha in Remscheid, als Jugendvertreterin zu arbeiten. Sie war im Ortsjugendausschuss und DGB Stadtverband und ist heute Betriebsratsvorsitzende, Bildungsreferentin und Ortsvorstandsmitglied der IG Metall in Remscheid-Solingen und hat damit ihren Hang zur Interessenvertretung zum Beruf gemacht. „Die klassische Interessenvertretung, sich also für die Belange bestimmter Personengruppen, wie Menschen mit Behinderung oder auch Frauen einzusetzen, ist der rote Faden, der sich durch mein Leben zieht“, sagt sie. Es ist nicht nur ein Amt. Bettina Reckert begreift ihr ehrenamtliches Engagement als Chance. „Ich versuche herauszufinden, was ich tun kann, habe mich bei der IGM weitergebildet und bin inzwischen aus purer Überzeugung dabei. Im Nachhinein betrachtet, war das wohl auch aufgrund meiner Familiengeschichte schon immer in mir“, sagt sie.


 

Nachdenken hilft

Interessen zu vertreten, heißt für Bettina Reckert auch im privaten Umfeld Position zu beziehen. Jahrelang ging sie mit Freunden kegeln. Anschließend saß man zusammen am Stammtisch. „Ich hörte diese typischen Parolen. Es wurden Witze über Behinderte oder Schwule gerissen. Eine Zeitlang habe ich den Mund gehalten, weil ich keinen Stress im Freundeskreis wollte“, sagt sie. Aber es war nicht ihre Art. „Ich lass jedem seine Meinung, er muss sie ja selbst ändern, das kann ich nicht für ihn tun. Aber ich kann zumindest die Chance ergreifen und ihm meine Sichtweise zeigen“, sagt sie. Den ein oder anderen hat sie wenigstens zum Nachdenken gebracht.


 

Es gibt noch Solidarität

„Die Menschen engagieren sich wieder“, findet Bettina Reckert. Sie müssen nur das Gefühl haben, dass sich etwas bewegt. Etwa die aktuelle Situation von 150 geflüchteten Menschen in Remscheid, die in kurzer Zeit dringend eine Unterkunft benötigten. Innerhalb von 24 Stunden konnten Remscheider gemeinsam mit den örtliche Behörden und Organisationen eine Unterkunft finden. Oder vor drei Jahren, als „Pro NRW“ gegen den Bau der Moschee in Remscheid demonstrierte. Die örtliche IG Metall überlegte mit dem Stadtverband und anderen Organisationen wie „Remscheid Tolerant“, was getan werden kann. „Das gegenseitige Demonstrieren und sich anpöbeln war nicht unser Ziel. Wir organisierten ein Tanzfestival zu dem sich circa 300 Leute versammelten und gemeinsam tanzten, sich an der Hand nahmen und feierten. Wir waren fröhlicher ― wir waren lauter als die anderen“, erinnert sich Bettina Reckert. „Ja, es gibt noch Solidarität. Man muss sie nur abfangen und den Menschen die Möglichkeit bieten sich zu engagieren.“


 

 

 

Unzufrieden? Dann ändere was!

„Ehrenamt ist eigentlich ein falscher Begriff. Das Wort klingt wie typisches Beamtendeutsch“, sagt sie. Engagement, Courage, Respekt ― diese Begriffe findet Bettina Reckert treffender. Mit engagierten Menschen gründete sie im November 2011 den Verein „Grenzenlos Unheilig“ zur Unterstützung hilfsbedürftiger Menschen und ist dort ehrenamtliches Vorstandsmitglied. Die Mitglieder sind bunt gemischt: von Sozialhilfeempfängern bis zu besser situierten Personen. Es sind Deutsche und Türken dabei. Behinderte und nicht behinderte Menschen. Alle eint der Gedanke Gutes zu tun und etwas zurückzugeben. Sie organisieren Aktionen und Feste dessen Erlöse an andere Vereine wie z.B. Herzenswünsche e.V. gespendet wird. „Wenn dir persönlich etwas wichtig ist und du etwas ändern möchtest, fang damit an.“

Text: Hendrikje Borschke

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