Auftakt Tarifrunde für die Holz- und Kunststoffindustrie
Wann, wenn nicht jetzt?

„Am Ende der Tarifrunde muss ein ordentliches Plus stehen“ – darin waren sich beim Auftakt zur Tarifrunde der Holz- und Kunststoffindustrie in Frankfurt am Main alle einig. In der letzten Oktoberwoche beschließen die Tarifkommissionen ihre Forderungen.

19. Oktober 201719. 10. 2017


Mitte November starten für die IG Metall parallel gleich zwei Tarifrunden: Die in der Metall- und Elektrobranche und die in der Holz- und Kunststoff verarbeitenden Industrie. Auch dort diskutieren derzeit die IG Metall-Mitglieder in den Betrieben, was sie fordern wollen. Die aktuellen Entgelt-Tarifverträge enden am 31. Dezember, Ende November/Anfang Dezember beginnen die ersten Verhandlungen über die neuen Verträge.

Etwa 170 000 Mitarbeiter beschäftigt die Branche bundesweit, zu der unter anderem die Möbel- und Holzindustrie zählen, aber auch Hersteller von Baubedarf, Musikinstrumenten und Wohnmobilen.

Bei den bisherigen Debatten in den Betrieben und gewerkschaftlichen Gremien zeichnet sich ein Votum für ein Tarifplus von sechs Prozent für zwölf Monate ab. Das diskutierten die etwa 60 gewählten Vertreterinnen und Vertreter der Tarif- und Verhandlungskommissionen, die zum Auftakt nach Frankfurt am Main gekommen waren.

Die Position der Teilnehmer war einhellig: Von „Top Auftragslage“, „keinen Grund zur Zurückhaltung“ oder „hohen Erwartungen der Beschäftigen“ war in Frankfurt die Rede – aber auch: „Mindestens die gleiche Geldforderung wie bei Metall und Elektro.“ Weniger sei den Beschäftigten nicht zu vermitteln.

 

Wirtschaft boomt

In der Tat: Die wirtschaftliche Situation könnte für eine ordentliche Lohnerhöhung kaum besser sein. Die deutsche Wirtschaft brummt und wächst in diesem Jahr zum achten Mal in Folge. Stärkster Wachstumstreiber ist der private Konsum. Die Menschen kaufen ein – auch die zur Branche zählenden Möbel- und Holzprodukte. Wohnmobile sind derzeit so stark gefragt, dass die Belegschaften kaum noch nachkommen, die Aufträge abzuarbeiten. Hinzu kommt die boomende Bauwirtschaft, die den Baubedarf zusätzlich steigern lässt.

Angesichts der vollen Auftragsbücher und der guten Wirtschaftslage ist es angemessen, die Beschäftigten am Erfolg zu beteiligen. Das haben sie verdient. Von einer verlässlichen und erfolgreichen Tarifpolitik profitieren aber nicht nur die Arbeitnehmer, sondern hilft auch der wirtschaftlichen Entwicklung, fördert das Wachstum und belastet die Wirtschaft kaum.

 

Fokus auf Tarifbindung

Dennoch: „Wir müssen uns auf eine schwierige Tarifrunde einstellen“, war sich der IG Metall-Tarifexperte Stefan Schaumburg sicher, der als Redner beim Tarifrunden-Auftakt dabei war. Bevor es richtig losgehe, müsse es darum gehen, in den Betrieben aktiv zu werden. „Macht Euch bemerkbar, bringt Unruhe in den Betrieb. Nur wenn wir in den Betrieben gut organisiert sind und für unsere Forderungen kämpfen können, haben wir auch Erfolg“, so der Gewerkschafter. „Wir müssen aber auch Betriebe gewinnen, die noch nicht tarifgebunden sind“, betonte Schaumburg. Denn neben der Forderung nach mehr Geld sei es auch wichtig, die Tarifbindung in den Fokus der Tarifrunde zu stellen.

 

Tariffahrplan

In der letzten Oktoberwoche kommen die Tarifkommissionen zusammen, um die Diskussionsergebnisse aus den Betrieben zu bündeln und ihre Forderung zu beschließen, über die der IG Metall-Vorstand am 14. November endgültig entscheiden wird.

Ende November/Anfang Dezember starten die ersten Verhandlungen. Am 31. Dezember enden die Tarifverträge und in einigen Bundesländern auch die Friedenspflicht. Danach sind Warnstreiks möglich in Baden-Württemberg, Hessen, Rheinland Pfalz, Thüringen und in Bayern.

Tarifrunden

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