Altersarmut von Frauen
Schluss mit dem Geknauser

Frauen müssen im Alter oft jeden Cent umdrehen. Der Grund für die sehr niedrigen Frauenrenten sind geringere Einkommen und weniger Versicherungsjahre.

14. November 201214. 11. 2012


Frauen müssen oft mit erschreckend wenig Rente auskommen. 507 Euro beträgt die durchschnittliche Monatsrente von Frauen in Westdeutschland. Das ist weniger als die Hälfte dessen, was Männer im Alter beziehen. In Ostdeutschland ist die Rentenlücke zwischen Frauen und Männern etwas kleiner. Dort bekommen Frauen etwa 700 Euro Rente im Monat ― immerhin noch 30 Prozent weniger als Männer.

Der Ost-West-Unterschied bei den Frauenrenten erklärt sich aus den längeren Versicherungszeiten der DDR-Frauen. Fast alle Frauen in der DDR waren in Vollzeit erwerbstätig. Seit der Wende ist die Frauenarbeitslosigkeit in Ostdeutschland jedoch stark angestiegen. Deshalb wird die Altersarmut von Rentnerinnen vermutlich bald das niedrige West-Niveau erreicht haben. Zudem haben ostdeutsche Frauen ein niedrigeres Durchschnittseinkommen als westdeutsche Frauen.

 


Unterbrochene Erwerbsbiographien

Die Gründe für Altersarmut für Frauen in Deutschland insgesamt liegt an den geschlechtsspezifischen Erwerbs- und Einkommenssituationen: Frauen arbeiten häufig in prekären Beschäftigungsformen und haben geringere Verdienste als Männer. Sie haben kürzere Rentenbeitragszeiten, weil sie ihre Berufstätigkeit aus familiären Gründen unterbrechen. Vor allem in den Jahren, wenn die Kinder klein sind und intensive Zuwendung brauchen oder wenn nahe Angehörige Pflege brauchen, legen Frauen eine Berufspause ein.

Während ihres Berufslebens sind Frauen öfter auf schlechter bezahlten Stellen als Männer mit gleicher Qualifikation. Frauen sind im Durchschnitt auch länger arbeitslos als Männer. Auch der hohe Anteil bei der Teilzeit führt dazu, dass Frauen geringere Rentenansprüche erwerben. Frauen arbeiten vor allem im Bereich der „kurzen Teilzeit“ mit 20 und weniger Wochenstunden. Die Hälfte der Teilzeitbeschäftigten erhält ein Bruttoeinkommen unter 800 Euro.

 

 

In der Niedriglohnfalle

Frauen sind im Niedriglohnbereich deutlich überrepräsentiert. Zwei Drittel aller Niedriglohn-Verdiener waren 2007 weiblich. Wer aber heute Niedriglohn bekommt, der erhält morgen entsprechend wenig Rente. Auch Minijobs führen dazu, dass im Alter das Geld knapp wird. Denn bei Minijobs wird nur ein sehr geringer Betrag in die Rentenkasse abgeführt. Pro Jahr Minijob erwirbt der Beschäftigte gerade mal 3,11 Euro Rentenanspruch. Auch nach 45 Versicherungsjahren beträgt der Anspruch nur 140 Euro Rente im Monat.

Die Alterssicherung der Frauen ist weiterhin im hohen Maße vom Einkommen ihrer Ehemänner abhängig. Häufig erreichen die meisten Frauen erst durch die Kombination ihrer eigenen sehr niedrigen Rente und einer Hinterbliebenenrente ein ausreichendes Einkommen. Altersarmut ist also vorprogrammiert. Eine Rente zu erreichen, die über dem Armutsniveau liegt, wird vor allem für Frauen immer schwieriger. Auch private Altersvorsorge ist für Frauen keine Lösung. Denn den meisten Frauen fehlt das Geld dafür. Frauen kommen seltener in den Genuss von Betriebsrenten. Nur 3 Prozent der weiblichen Beschäftigten kann im Alter damit rechnen.

 

 

Schluss mit Minijobs

Die IG Metall will diese strukturelle Benachteiligung von Frauen nicht länger hinnehmen. Im Rahmen ihrer Kampagne fordert sie gesetzliche Mindestlöhne und sozialrechtlich abgesicherte Arbeit für alle. Es muss Schluss sein mit Minijobs, weil Frauen dadurch langfristig in die Niedriglohnfalle geraten. Zudem muss auch Entgeltgerechtigkeit zwischen Männern und Frauen hergestellt werden. Damit Beschäftigte, egal welchen Geschlechts, ihre familiäre Pflichten wahrnehmen können, bleibt noch viel für die Vereinbarkeit von Familie und Beruf zu tun. Unter anderem fordert die IG Metall daher die Anerkennung der dreijährigen Kindererziehungszeiten auf alle Geburtsjahrgänge und flexible Ausstiegsmöglichkeiten vor dem 67. Lebensjahr.

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