Alters- und alternsgerecht: Arbeiten bis ins hohe Alter schaf...
Gesund alt werden

Bereits heute schon geht jeder vierte Beschäftigte gesundheitsbedingt früher in Rente als geplant. Kaum jemand arbeitet bis zum 65. Lebensjahr. Wer sich bis zur Rente mit 67 nicht „durchbeißen“ kann, muss mit erheblichen finanziellen Einbußen rechnen. Damit überhaupt eine Chance besteht, bis ...

9. Dezember 20109. 12. 2010


... zur Rente durchzuhalten, plädieren IG Metall-Betriebsräte für altersgerechte Arbeitsplätze.

Altersgerechtes Arbeiten bis zur Rente – ist das möglich? Wir haben mit fünf IG Metall-Betriebsräten aus dem Kftz-Gewerbe sowie aus der Metall- und Elektrobranche über ihre Erfahrungen gesprochen.

Uwe-Jens Gaden, Betriebsratsvorsitzender beim VW Zentrum Halle, sagt ...

Uwe-Jens Gaden


... zur Arbeit bis ins hohe Alter: Das packt unter den gegenwärtigen Bedingungen im Kfz-Gewerbe keiner. Körperliche und psychische Belastungen steigen unablässig. Stress, Hektik und Termindruck sind allenthalben zu beobachten. Die Zeitvorgaben werden immer kürzer und sind kaum noch einzuhalten.

... zur Rente mit 67: Das ist ein Rentenkürzungsprogramm durch die Hintertür, weil die Altersgrenze faktisch nicht erreichbar ist. Schon die heutige schafft noch nicht einmal die Hälfte der Beschäftigten. Die Altersarmut ist zum Greifen nahe. Viele werden versuchen, ihre bescheidene Rente, von der man nicht leben kann, mit Schwarzarbeit aufzubessern.

... zur besonderen Situation in den neuen Bundesländern: Hier ist alles noch viel prekärer, weil die Entgelte niedriger sind als in Westdeutschland. Wovon soll man da eine zusätzliche Altersvorsorge bezahlen?

... zu leeren Rentenkassen: Dann sollen doch auch Freiberufler und Selbstständige endlich Rentenbeiträge bezahlen.

... zu alternativen Angeboten der Gesellschaft: Universitäten oder andere staatliche Einrichtungen müssten Umschulungen für ältere Arbeitnehmer konzipieren. Die Gesellschaft muss dafür sorgen, dass Ältere für Jobs qualifiziert werden, die sie bis zum Rentenalter packen können. Und solche Jobs muss es dann auch geben. Aber die soziale Einstellung zur älteren Generation stimmt in diesem Land nicht. Die wird abgeschrieben. Wer stellt denn gegenwärtig noch einen älteren Langzeitarbeitslosen ein?

... zur Verantwortung der Arbeitgeber: Sie müssen alternsgerechte Arbeitsplätze schaffen. Und andere Ideen haben, um langjährige Beschäftigte zu halten. Wir versuchen das bei uns: zum Beispiel mit einem Arbeitsplatz an der Waschanlage. Wo ein Wille ist, ist ein Weg. Gemeinsam mit den Krankenkassen könnten auch Gesundheitstrainings, Rückenschulen usw. angeboten werden.

... zur jungen Generation: Wenn sich die älteren Kollegen „durchbeißen“ müssen, weil sie keine Alternative haben, kommt die Jugend nicht ans Ruder. In unserem Betrieb wird zwar über Bedarf ausgebildet, aber es werden nicht alle Auszubildende übernommen. Ein Hoffnungsschimmer für sie ist der demografische Wandel.

... zur Stimmung unter den Kolleginnen und Kollegen: Die sind wütend, wenn sie an die Rente mit 67 denken.


Engelbert Herbstritt„Lebenslanges Lernen wird bei Sick gelebt, auch ältere Kollegen nehmen Weiterbildungsangebote wahr. Doch gerade im Rahmen der Ganzheitlichen Gefährdungsbeurteilung wurde bei uns deutlich, dass sich kaum ein Mitarbeiter vorstellen kann, an seinem heutigen Arbeitsplatz bis 65 durchzuhalten. Altersgerechte Arbeitsplätze sind also das Thema der nächsten Jahre, noch haben wir keine.“

Willy Heinzmann„Wir haben das Motto: ’Was für alle gut ist, das ist auch für ältere Kollegen gut’. In unserem ’solidarischen Gruppenarbeitsmodell’ ist Platz für alle Altersgruppen. Ältere Kollegen haben andere Qualitäten. Innerhalb einer Arbeitsgruppe übernehmen sie verstärkt Aufgaben, die ihrer besonderen Qualifikation und Erfahrung entsprechen, wie zum Beispiel Umfeldaufgaben bei Disposition oder Instandhaltung.“


René Utoff„Wir stellen fest, dass unsere Belegschaft immer älter wird, deshalb sind wir dabei, verschiedene Maßnahmen zu entwickeln. Zum Beispiel soll Teamarbeit so aufgeteilt werden, dass auch indirekte Tätigkeiten möglich sind. Davon profitieren Kollegen, die altersbedingt nicht mehr alles können. Leider ist das Problem beim Management noch nicht auf dem Schirm. Da müssen wir noch viel Überzeugungsarbeit leisten.“


Peter Camin„Es ist uns gelungen, Verbesserungen für die älteren Kollegen zu erreichen. Die Altersteilzeitquote wurde zugunsten der Schichtarbeiter erhöht, die Ausstiegsmöglichkeiten bei gesundheitlichen Problemen verbessert. Kollegen in regelmäßiger Nachtschicht erhalten ab 55 zusätzliche bezahlte Freischichten, um die Nachtschicht-Belastungen zu reduzieren.“

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