20. Frauenkonferenz der IG Metall in Willingen
Neue Arbeitszeiten braucht das Land

Arbeitszeit und wie sie in Zukunft gestaltet werden sollte – war eines der Kernthemen auf der IG Metall Frauenkonferenz. Die Delegierten fordern ein Gesetz zur Familienarbeitszeit und sie sprachen sich für Arbeitszeiten aus, die die verschiedenen Lebensphasen der Beschäftigten berücksichtigt.

23. April 201523. 4. 2015


Arbeitszeit gerecht verteilen. Frauenentgelte, die sicherstellen, dass Frauen auch im Alter gut leben können und eine gute Vereinbarkeit von Arbeit und Leben. Diese Forderungen sind nicht neu, aber trotzdem hochaktuell. In den drei Konferenztagen bearbeiteten die Metallerinnen über 40 Anträge. Themen waren außerdem Industrie 4.0, das Freihandelsabkommen TTIP mit den USA und das aktuelle Flüchtlingsdrama im Mittelmeer. Dazu fordert Christiane Benner, geschäftsführendes Vorstandsmitglied der IG Metall eine humanere Flüchtlingspolitik.

Arbeitszeit mehr an Lebensphasen orientierten

Vereinbarkeit – das ist die Basis für gute Arbeit. Familienfreundlichkeit und Work-Life-Balance – eigentlich ein gemeinsamer Anspruch von Frauen und Männern. Doch im Arbeits- und Lebensalltag trifft es meist nur die Frauen, die mit großen Einsatz und Verzicht alles am Laufen halten. Es sollte zur Normalität werden, dass sich beide Elternteile um die Kinder kümmern oder einen Angehörigen pflegen. Deshalb sind neue Arbeitszeitmodelle gefragt, die jederzeit an die jeweilige Lebensphase von Männern und Frauen verkürzt und angepasst werden können. Konkret sollen Auszeiten oder Teilzeitarbeit wegen Kindererziehung und der Pflege von Angehörigen besser berücksichtigt werden und sich nicht nachteilig auf die Beschäftigungs- und Aufstiegschancen auswirken. Dieses Thema wollen die Metallerinnen in der gesamten Organisation verankern.

„Wir werden alles daran setzen, das Thema Vereinbarkeit in unseren Tarifverhandlungen zu verankern.“ Das kündigt Detlef Wetzel, Erster Vorsitzender der IG Metall, vor den knapp 200 IG Metall-Frauen in Willingen an. Doch es geht nicht nur um Fürsorgetätigkeiten. Mit dem Modell der lebensphasenorientierten Arbeitszeit soll es etwa auch möglich sein, sich ehrenamtlich zu engagieren, sich selbst zu verwirklichen oder zu qualifizieren. Gerade die Notwendigkeit der Weiterbildung wird in Zukunft immer wichtiger – angesichts von fortschreitender Digitalisierung in der Produktion und der Verwaltung. Daher sollen betriebliche Qualifizierungsmaßnahmen zukünftig so angelegt werden, dass auch Beschäftigte in Teilzeit teilnehmen können, ebenso wie Arbeitnehmerinnen mit Kindern oder pflegebedürftigen Angehörigen.


Qualifizierte Fachkräfte sind angesichts der Veränderungen in der Arbeitswelt notwendiger denn je. Vor diesem Hintergrund ist es kaum zu verstehen, dass viele Frauen häufig nicht entsprechend ihrer Qualifikation eingesetzt werden. Besonders trifft das diejenigen, die wegen Fürsorgearbeiten ihre Beschäftigung unterbrechen müssen oder Teilzeit arbeiten. Fast 30 Prozent der weiblichen Beschäftigten arbeiten in Jobs unterhalb ihrer Qualifikation, so ein Ergebnis der Beschäftigtenbefragung der IG Metall. „Die Arbeitgeber beschäftigten Frauen weit unter ihrer Qualifikation und machen gleichzeitig keinen Finger krumm, um sie zu fördern“, kritisierte Wetzel.

Frauen gleich bezahlen

Nachholbedarf gibt es beim Thema Entgeltgerechtigkeit. Es ist „ein Skandal, dass wir es im Jahr 2015 immer noch mit Diskriminierung beim Entgelt zu tun haben“, erklärte der Vorsitzende der IG Metall und forderte, dass das versprochene Entgeltgleichheitsgesetz endlich kommt. Es ist ein Erfolg, wenn immer mehr Betriebsräte in den Unternehmen einen Gleichstellungsbericht fordern und darüber Transparenz über die tatsächliche Eingruppierung der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter hergestellt wird. Doch Transparenz ist nur der erste Schritt auf dem Weg zu tatsächlicher Entgeltgerechtigkeit. Deshalb wollen die IG Metall-Frauen die Initiative der IG Metall „Auf geht’s – Faires Entgelt für Frauen“ fortsetzen.

Forderungen an den Gesetzgeber

Die Metallerinnen unterstützen die von Bundesfamilienministerin Manuela Schwesig vorgeschlagene Familienarbeitszeit. Ein gleichnamiges Gesetz soll auf der Grundlage des Elterngeld-Plus, das ab 1. Juli 2015 gilt, erarbeitet werden. Zudem soll der Gesetzgeber Arbeitnehmer bei verkürzter Vollzeit finanziell absichern.


Auch wenn in den vergangen Jahren einiges auf den Weg gebracht wurde, so ist die Gleichstellung von Frauen nicht erreicht – darin sind sich die Frauen des Kongresses einig. Mit ihren männlichen Kollegen gemeinsam wollen die Metallerinnen ihre Schwerpunkte Entgeltgerechtigkeit, Entwicklungsmöglichkeiten von Frauen und Vereinbarkeit von Arbeit und Leben weiter vorantreiben.

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