Task-Force Krisenintervention bei ABB Bad Honnef
Gemeinsam für ein krisenfestes Unternehmen

Einst beständige Nischenmärkte bekommen die immer dynamischere Globalisierung zu spüren. „Nicht einfach abwarten – sondern präventiv aktiv werden“, dachte sich auch das Transformatoren-Werk von ABB in Bad Honnef – und holte sich Rat von der Task-Force Krisenintervention der IG Metall.

16. Oktober 201316. 10. 2013


Im Dezember 2011 kommen die Beschäftigten des Transformatoren-Werks von ABB in Bad Honnef zu einer Betriebsversammlung zusammen: Werksleitung und Betriebsrat sind sich einig, dass das Unternehmen auf ein immer dynamischeres Umfeld vorbereitet sein muss, um durch schwierige Zeiten zu navigieren. „Wir dürfen nicht einfach abwarten, sondern müssen präventiv aktiv werden“, fordert Betriebsrat Willi Schönenberg. „Und am Ende sollten wir nicht in der Situation sein, zu retten, was zu retten ist“, ergänzt Werksleiter Matthias Reinhold.

Zufall oder Bestimmung – Ralf Kutzner von der IG Metall Bonn-Rhein-Sieg berichtet in dieser Betriebsversammlung auch über das Task-Force-Förderprojekt zur betrieblichen Krisenintervention. Kurze Zeit nach Kutzners Vortrag fand eine erste Abstimmung mit Task-Force-Beratern statt, der Startschuss zum konsens- und beteiligungsorientierten Projekt „StEP 2015“ der ABB in Bad Honnef. Das elementare Ziel von „StEP 2015“ (StandortEntwicklungsProzess) ist die eigene Standortsicherung, jetzt und in der Zukunft.


Möglichst breite Beteiligung

Rund zwei Jahre liegt das jetzt zurück. Rückblickend legte bei ABB die Kick-Off-Phase den Grundstein, nach der die Fördermittel der Task-Force flossen. Danach waren lediglich fünf Workshops nötig, um das auf 18 Monate ausgelegte Projekt auf den Weg zu bringen. Die örtliche IG Metall-Geschäftsstelle empfahl, mit dem Mitbestimmungsberater Thorsten Halm von [m]5 consulting zusammenzuarbeiten. Damit hatten Beschäftigte, Betriebsrat und Werksleitung gleich auch den richtigen Coach im Boot. Denn um das Projekt zu einem anerkannten Konsens zu führen, müssen sich möglichst viele Beschäftigte beteiligen. „Das war uns nicht fremd“, sagt Betriebsrat Willi Schönenberg. „Das haben wir bei ABB schon immer so gemacht, aber noch nie in dieser Breite.“


Fünf Teil-Projekte

Das Grundprinzip vom „StEP 2015“ ist, dass sich Management und Betriebsrat sowie Vertreter aus Engineering und Fertigung zusammensetzen und in fünf Teil-Projekten beraten, wie sich Prozesse verbessern lassen. Die vier „Stakeholder“ entscheiden im Konsens. Auf dieses Prinzip spielt übrigens auch das StEP-Logo an, die vier ineinander verzahnten Puzzle-Teile. Die fünf Teil-Projekte sind: Kompetenzen fördern und entwickeln, Marktorientierte Innovation, Prozesse und Qualität, Kultur und Führung sowie Kundenbeziehung und Märkte.

„Die Teil-Projekte sind klar umrissen“, erklärt Werksleiter Matthias Reinhold. „Hinter jedem Projekt stehen auch klare Ziele“. Das lässt sich etwa am Teil-Projekt zur Kompetenzentwicklung verdeutlichen: Die Mitglieder dieser Arbeitsgruppe haben eine „Kompetenzmatrix“ erstellt, die die für jede Tätigkeit notwendigen und wünschenswerten Fähigkeiten aufzeigt. Anhand dieser „Kompetenzmatrix“ kann das Unternehmen dann jährlich beispielsweise konkrete betriebliche Qualifizierungsbedarfe ermitteln und gezielte Fortbildungen umsetzen. Nicht nur neue Mitarbeiter profitieren davon. Auch die Nachfolgeplanung und die Auszubildenden bei ABB. Zudem sei momentan eine Betriebsvereinbarung zum Thema Qualifizierung und Auswahl der Mitarbeiter in Arbeit, in die Erfahrungen aus dem Teil-Projekt einfließen.


Robuster gegenüber Krisen

Mit anfänglich nur fünf Beratertagen haben Beschäftigte und Werksleitung ein erfolgreiches Projekt initiiert, das dem Beteiligungsgedanken par excellence entspricht und das sie nun mit erheblichen betrieblichen Ressourcen weiterführen. In einem ersten Fazit sind sich die Teilnehmer jetzt schon sicher, dass ABB nach Abschluss von „StEP 2015“ deutlich robuster gegenüber Krisen sein wird. „Am Ende von StEP 2015 werden wir viel besser aufgestellt sein, auch für wirtschaftlich schwierige Situationen“, prognostiziert die Werksleitung.

Grund für diese Zuversicht sei unter anderem die mit „StEP 2015“ verbundene Förderung der Beschäftigten, was neue Kompetenzen betrifft. „Kompetenzentwicklung ist im besten Sinne präventiv“, erklärt Willi Schönenberg. Durch die Globalisierung verändere sich die Wirtschaft deutlich schneller als früher. Daran müssten sich auch die Betriebe anpassen. „Das gelingt besser, wenn die Mitarbeiter an den Veränderungsprozessen beteiligt werden und über die notwendigen Maßnahmen mitentscheiden können.“

 

Betriebsrat Willi Schönenberg (links) und Werksleiter Mattihas Reinhold von ABB Bad Honnef. Foto: helex agentur

 

 

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