Sozialtarif für das Ledvance-Werk in Augsburg
Ex-Osram-Beschäftigte erkämpfen hohe Abfindungen

Die Schließung ihres Werks konnten die Beschäftigten von Ledvance (ehemals Osram) in Augsburg nicht verhindern. Doch sie erkämpften sich hohe Abfindungen – deutlich mehr, als Ledvance zuletzt beim Arbeitsgericht angeboten hatte. Das war nur möglich, weil sie bereit waren, dafür zu streiken.

14. Juni 201814. 6. 2018


Im Lampen- und Glaswerk von Ledvance – ehemals Osram – in Augsburg gehen zum Jahresende die Lichter aus, die Logistik folgt dann Ende 2019. Der chinesische Investor MLS dreht den Strom ab.

Insgesamt sind 650 Beschäftigte betroffen. Allerdings haben sie gemeinsam mit der IG Metall hohe Abfindungen erkämpft. Für einen Großteil der Beschäftigten springen fünfstellige Beträge heraus. Für IG Metall-Mitglieder gibt es noch einmal Extra etwas obendrauf.

„Das war nur möglich, weil die Beschäftigten bereit waren, dafür zu streiken“, betont Michael Leppek, Erster Bevollmächtigter der IG Metall Augsburg. „Damit liegen wir deutlich über dem finalen Angebot des Arbeitgebers in der Einigungsstelle des Arbeitsgerichts. Für die einzelnen Beschäftigten bedeutet das im Schnitt 10 000 bis 15 000 Euro mehr.“


Streik für Sozialtarifvertrag war bereits vorbereitet

Die IG Metall hatte bereits die Urabstimmung ihrer Mitglieder bei Ledvance über einen Streik eingeleitet. In den Verhandlungen über einen betrieblichen Sozialplan hatte Ledvance aus Sicht der Arbeitnehmer zu wenig angeboten.

Die Streikdrohung bewirkte, dass die Geschäftsführung doch noch einmal verhandelte und schließlich einem Sozialtarifvertrag mit höheren Abfindungen zustimmte. Zudem geht es für einen Teil der Beschäftigten erst einmal weiter beim Arbeitgeber Ledvance in Augsburg: Der Maschinenbau zumindest bis Ende 2020, mit mindestens 50 Beschäftigten. Die rund 30 Auszubildenden können ihre Ausbildung in Ruhe bei Ledvance in Augsburg beenden. Und schließlich haben 120 Beschäftigte Altersteilzeitverträge unterschrieben. Ihre Altersteilzeit läuft bis zur Rente ganz normal weiter, mit monatlichem Entgelt von Ledvance.


Arbeitgeber lehnte Zukunftskonzept der Arbeitnehmer ab

Der chinesische Leuchtmittelproduzent MLS hatte das endgültige Aus für das ehemalige Osram-Lampenwerk im April verkündet – nicht einmal zwei Jahre nachdem MLS Ledvance inklusive der Traditionsmarke Osram von Siemens gekauft hatte. Monatelang haben Beschäftigte und IG Metall gegen die Schließung und für die Fortsetzung des Lampenwerks gekämpft. Sie legten sogar ein Konzept für die Fortführung des Betriebs mit modernen Produkten vor – auf Grundlage eines von den Arbeitnehmern in Auftrag gegebenen Gutachtens. Doch die Kapitalseite lehnte ab.

Mit dem nun erkämpften Sozialtarifvertrag sind die Beschäftigten zufrieden. Das zeigten auch die Reaktionen auf der Betriebsversammlung, auf der das Verhandlungsergebnis vorgestellt wurde, erklärt Betriebsrat Andreas Jakob. „Wir haben alles ausgereizt, was ging.“


Werk Berlin bleibt erhalten

Insgesamt plant Ledvance in den nächsten Jahren 1400 von 2200 Arbeitsplätzen in Deutschland abzubauen. Auch an den anderen Standorten gibt es Abfindungen.

Das Werk in Berlin, das ursprünglich ebenfalls geschlossen werden sollte, bleibt erhalten. Das hat die IG Metall erreicht. Allerdings verlieren auch dort 80 von 200 Beschäftigten ihre Arbeit.

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