Serie Industriepolitik: Erfolg mit Innovation und Nachhaltigkeit
Treibende Kraft für die Zukunft

Um eine Region für die Zukunft aufzustellen, braucht es einen guten Branchenmix, Innovationsstärke und starke Belegschaften, die Industriekerne selbstbewusst verteidigen. Die IG Metall ist in diesem Prozess die treibende Kraft, mal moderat, mal kämpferisch.

24. November 201424. 11. 2014


Bremerhaven hat schwere Zeiten hinter sich. Durch den Zusammenbruch der Schiffbauindustrie gingen in wenigen Jahren Tausende von Arbeitsplätzen verloren. Die IG Metall stemmte sich mit aller Kraft dagegen und setzte sich mit Betriebsräten und Belegschaften dafür ein, den Wirtschaftsstandort Bremerhaven zu erhalten und neue Industrien anzusiedeln. 2006 wurde die Abwärtsspirale gestoppt. Allein die Ansiedlung von Offshore-Windenergieunternehmen hat der Region 1500 Arbeitsplätze gebracht.

Neue Jobs entlang der Küste

Die Offshore-Windenenergie ist heute eines der wichtigsten Wachstumsfelder der Windenergiebranche. In der Nord- und Ostsee sind Dutzende Windparks geplant. Die Hersteller errichten ihre Produktionsstätten für Offshore direkt an der Küste. Die Einzelteile werden gleich auf Schiffe verladen und zu den Bauplätzen auf hoher See transportiert. Bremerhaven bietet dieser Branche gute Standortbedingungen: Qualifizierte Beschäftigte, Zugang zum seetiefen Wasser, große Nutzflächen und die Nähe zu den Offshore-Windparks. Schätzungen halten 20 000 neue Jobs bei Service und Wartung entlang der Küste für möglich.

Was man bewegen kann, wenn man eine Krise erlebt hat, sieht man auch bei der IG Metall Schweinfurt. Die Region war schwer angeschlagen, als in der Wälzlagerfertigung 10 000 Stellen verloren gingen. Das war 1992 und 1993. Damals startete die IG Metall eine systematisch angelegte Industriepolitik, die sich auf die beiden Kerne die Stadt Schweinfurt und Bad Neustadt konzentrierte. Die Industrieregion ist vom Maschinenbau und von der Zulieferindustrie für den Automobilbau geprägt. Die großen Unternehmen heißen SKF, Schaeffler, ZF, Bosch Rexroth und Preh. Es gibt einen hohen Anteil von Facharbeitern, die Produkte gehören dem Premiumsegment an. Um diese Stellung zu halten, haben die Betriebe stark in Forschung und Entwicklung investiert. Innovation ist das Stichwort.

Schweinfurt: Sozial-ökologische Industriepolitik

Heute zählt die Stadt Schweinfurt wieder zu den bedeutendsten Industriestädten Bayerns. Bad Neustadt ist eine von zwei Modellregionen Bayerns für Windenenergie und Elektromobilität. Eine etablierte Kultur gewerkschaftlicher Gegenwehr sorgt dafür, dass es für Arbeitgeber nicht mehr möglich ist, die Belegschaften in der Region gegeneinander auszuspielen. So durchkreuzte die IG Metall Pläne von Siemens, am Standort Bad Neustadt 1000 Stellen einzusparen.

Das Konzept der Verwaltungsstelle, bei Konflikten einerseits zu moderieren, andererseits den Protest anzutreiben, hat sich bei der Auseinandersetzung um die Industriestandorte bewährt. Die IG Metall Schweinfurt steht beispielhaft eine Industriepolitik unter sozial-ökologischen Gesichtspunkten. Eine zukunftsweisende Industriepolitik, so das Credo, ist nicht ohne Berücksichtigung ökologischer und sozialer Aspekte möglich.

Aufschwung in Leipzig

Streitbare und selbstbewusste Belegschaften sind auch das Pfund der IG Metall in Leipzig. Die Verwaltungsstelle fährt bewusst eine Doppelstrategie von Kooperation und konsequenter Gegenwehr. Für die neuen industriepolitischen Herausforderungen kann sie sich auf erfahrene und selbstbewusste Belegschaften stützen. Das zeigt sich insbesondere bei der dem Kampf um den Erhalt des Siemens Schaltanlagenbaus und der abgewendeten Insolvenz bei SIAG Tube&Tower, einem Hersteller von Windkrafttürmen.

Auch Leipzig hatte in den 1990er Jahren einen leidvollen Niedergang im verarbeitenden Gewerbe von einstmals 100 000 Arbeitsplätzen auf nur noch 14 000 erlebt. Die Akteure von Wirtschaft und Politik in Leipzig verbündeten sich. Beispiel „Gießerei-Netzwerk“: Mit maßgeblicher Beteiligung der IG Metall sorgte das Netzwerk dafür, dass die zwölf im Raum Leipzig ansässigen Gießereien überlebten und sich weiterentwickeln konnte. Die Region erlebt gegenwärtig einen ungeheuren Aufschwung: Porsche und BMW sowie ein Netzwerk aus Zulieferern siedelten sich an. Modernste Fertigungstechniken und Arbeitszeitsysteme zogen in die Unternehmen ein. Allein das Automobil-Cluster umfasst in Leipzig 15 000 Beschäftigte. Tendenz steigend.

Alle diese Beispiele regionaler Industriepolitik zeigen, welch wichtige Impulse von der IG Metall vor Ort ausgehen. Hier spielen Fragen der Wirtschaftsförderung, der Stadtentwicklung, der Infrastrukturplanung oder der Förderung von Clustern eine große Rolle. Auch die regionale Arbeits-, Bildungs- und Umweltsitation bestimmt darüber mit, wie zukunftsfest die industrielle Basis gestaltet werden kann. In der Dokumentation „Industriepolitik heute“ stellt die IG Metall insgesamt 18 Beispiele für regionale Industriepolitik vor.
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