Rail Power Systems in München: Firmentarifvertrag zurückerkämpft
„Ohne die Belegschaft wäre das nicht möglich gewesen“

Die 700 Beschäftigten von Rail Power Systems können sich freuen: Gemeinsam mit dem Betriebsrat haben sie ihren Firmentarifvertrag zurückerkämpft und Lohnerhöhungen durchgesetzt. Auch eine Anhebung der Arbeitszeit konnten sie abwenden.

20. April 201720. 4. 2017


Nein, das wollten sie sich nicht gefallen lassen, das war Mark Siepen und seinen Mitstreitern von Anfang an klar. „Als wir unseren Haustarifvertrag verloren haben und uns der Arbeitgeber erklärte, er wolle nun alle Arbeitsverträge einzeln ändern und die wöchentliche Arbeitszeit von 35 auf 40 Stunden hochsetzen, konnten wir das nicht auf uns sitzen lassen“, sagt der Betriebsratsvorsitzende von Rail Power Systems, einem führenden Anbieter von Bahnelektrifizierung und Stromversorgung mit Sitz in München. Sie haben es nicht auf sich sitzen lassen ― und nach zahlreichen, intensiven und langen Verhandlungen einen Firmentarifvertrag ausgehandelt. „Ohne die Unterstützung der Belegschaft wäre das nicht möglich gewesen“, sagt Mark Siepen. „Die Kolleginnen und Kollegen standen hinter uns.“


Viel erreicht

Mit dem Firmentarifvertrag durchgesetzt werden, konnte eine Erhöhung der Löhne, Gehälter und Ausbildungsvergütungen zum 1. März 2017 um 2,1 Prozent und eine weitere Erhöhung der Entgelte zum 1. Dezember 2018 um 2 Prozent. Dazu wurde die Einführung von 10 Entgeltgruppen zum 1. Juli 2017 vereinbart. „Ganz wichtig war uns, dass es eine Besitzstandssicherung für jetzige Beschäftigte gibt“, sagt Gesamtbetriebsratsvorsitzende Karin Kayser. Gemeinsam mit Marita Weber, Erste Bevollmächtigte der IG Metall Offenbach, konnte der Betriebsrat auch erreichen, dass die Arbeitszeit nicht, wie von der Geschäftsführung gewollt, auf 40 Stunden in der Woche hochgesetzt wird. „Wir haben die Einführung der 37,5-Stunden-Woche ohne Entgeltausgleich verabredet“, sagt Marita Weber, „das trägt den besonderen Rahmenbedingungen des Unternehmens Rechnung.“

In der Tat: Die Rahmenbedingungen, in denen sich das Unternehmen mit seinen rund 700 Beschäftigten bewegt, sind hart. Der Markt, auf dem die Deutsche Bahn als größter Auftraggeber agiert, ist vor allem für kleinere Betriebe ein schwieriges Pflaster. „Wir installieren Anzeigentafeln, ertüchtigen Fahrleitungsanlagen und haben viele Mitbewerber“, sagt Mark Siepen. „Das ist ein harter Wettbewerb, die Bahn kann mit ihrer Monopolstellung nahezu ungebremst Preise setzen.“ Froh sind sie deshalb, dass es ihnen gelungen ist, einen Tarifvertrag auszuhandeln ― auch wenn sie wissen, dass das erst die erste Etappe auf einem langen Weg war. Demnächst wollen sie neue Vorruhestandsregelungen vor allem für Monteure verhandeln. „Wir brauchen dringend gute Regelungen“, sagt Mark Siepen.

Besser mit Tarif
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