Qualifizierungskonzept bei MAN Nutzfahrzeuge
Gut qualifiziert, klar im Vorteil

Bildung kostet Geld. Trotzdem investiert der Nutzfahrzeughersteller MAN in die Qualifizierung der Mitarbeiter. „Die Arbeitswelt ist ständig im Wandel und wer mitmischen will, muss immer wieder neu Knowhow dazugewinnen“, sagt Betriebsrat Andrea Deiana.

23. September 201423. 9. 2014


„Ohne Qualifizierung wären wir nicht da, wo wir heute stehen“, da ist sich Andrea Deiana, Betriebsratsmitglied und stellvertretender Vertrauenskörperleiter bei MAN in Salzgitter sicher. Denn die Qualifizierungsanstrengungen sorgten während der Wirtschafts- und Finanzkrise dafür, dass viele Jobs erhalten blieben. Doch bei MAN geht es nicht nur um fachspezifische Qualifizierung. Der Weiterbildungskatalog des LKW-Herstellers enthält neben den Bildungsangeboten zur beruflichen Qualifizierung, auch Seminarangebote zur persönlichen, gesundheitsschützenden und kulturellen Qualifizierung.


Schutz vor Erwerbslosigkeit

Bildung und Qualifizierung wird bei dem Unternehmen in Salzgitter groß geschrieben. In der Wirtschafts- und Finanzkrise verlagerte das Unternehmen Arbeitsplätze nach Polen. Damit keiner erwerbslos wurde, handelte der Betriebsrat. 1300 Menschen schulten um, lernten etwas Neues und kamen auf neue Arbeitsplätze. Niemand wurde entlassen. In den damals zwischen Geschäftsleitung und Betriebsrat ausgehandelten Qualifizierungstopf zahlte jeder Beschäftigte mit einer Arbeitszeitverlängerung von zwölf Minuten pro Tag ein.

Das Qualifizierungsangebot hat sich seither stark verändert. Vor sieben Jahren ging es in erster Linie darum, fachliche Fähigkeiten auszubauen. Heute ist der Weiterbildungskatalog über 100 Seiten stark und enthält Seminarangebote von Fachenglisch bis Arbeitssicherheit, Moderationstechniken und -training, Umweltschutz, Arbeitsrecht im betrieblichen Alltag, Rückenschule oder Kulturworkshops. Die Weiterbildungsmaßnahmen sind nicht limitiert. Jeder kann sich so oft weiterbilden wie er will – je nach Bedarf. Das Angebot umfasst Tagesschulungen bis zu Seminaren mit einer Dauer von vier bis sechs Wochen. Der Betriebsrat hat mit dem Arbeitgeber die Details in einer Gesamtbetriebsvereinbarung und einer Betriebsvereinbarung im Dezember 2012 festgeschrieben.


Fast jeder zweite Beschäftigte bildet sich

Von den etwa 2500 Beschäftigten am MAN-Standort in Salzgitter lassen sich etwa 1000 Mitarbeiter jährlich weiterbilden. Die Nachfrage ist groß, die Mitarbeiter wissen das Angebot inzwischen sehr zu schätzen. Denn mit einer höheren Qualifikation werden die Mitarbeiter auch flexibler, können also zwischen den verschiedenen Sparten am Standort und des Konzerns wechseln. Da kann es schon mal vorkommen, dass Mitarbeiter des MAN-Konzerns unter anderem beim Autohersteller VW eingesetzt werden, wenn bei MAN in Salzgitter die Aufträge ausbleiben. Das regelt der Arbeitnehmerüberlassungstarifvertrag, der für die Firmen Alstom, Bosch, MAN, Stoll und VW gilt.

Nachdem der Arbeitgeber erkannt hatte, welches Potenzial in der Weiterbildung steckt, öffneten sich Türen. Der Betriebsrat nutzte den in Niedersachsen geltenden Tarifvertrag zur Qualifizierung und etablierte beispielsweise Weiterbildungsgespräche. Einmal im Jahr sprechen die Vorgesetzten mit jedem Mitarbeiter 30 Minuten lang ausschließlich über Themen, die mit der persönlichen Weiterqualifizierung des Beschäftigten zusammenhängen. Andrea Deiana, im Betriebsrat zuständig für Aus- und Weiterbildung, prüft regelmäßig, inwieweit die Gespräche stattfinden und hakt nach, wenn in einer Abteilung nichts geschieht.

Ein Ergebnis dieser Gespräche war es beispielsweise, dass 16 ungelernte Kollegen eine Ausbildung zum Fachlagerist machen. Schon zuvor, während der Wirtschaftskrise, bildeten sich einige Kollegen zum Mechatroniker weiter. Dafür wurden sie teilweise freigestellt. Wer Schicht arbeitet, der weiß wie schwierig zusätzliche Termine unterzubringen sind. Bei MAN können die Mitarbeiter hier auf Rücksicht bei der Schichteinteilung hoffen. Wer begleitend den Meister oder Techniker macht, für den wird sogar die Schicht angepasst.


Seit 20 Jahren in Sachen Bildung aktiv

Andrea Deiana liegt das Thema Qualifizierung schon immer am Herzen. Deiana wurde 1993 bei MAN als Industriemechaniker ausgebildet, war Jugend- und Auszubildendenvertreter, später dann stellvertretender VK-Leiter und ist nun als Betriebsratsmitglied Sprecher des Aus- und Weiterbildungsausschusses. 20 Jahre lang war er immer in unterschiedlichen Funktionen in Sachen Bildung aktiv. „Man lernt nie aus“, sagt er. Da sich die Arbeitswelt ständig verändere, sei es wichtig immer wieder Knowhow dazu zu gewinnen.

Deiana ist als Betriebsratsmtglied auch aktiv in dem Steuerkreis, der die Qualifizierungsmaßnahmen bei MAN begleitet. Dort arbeiten die Vertreter der Geschäftsleitung und der Arbeitnehmervertretung zusammen. Der Steuerkreis trifft sich alle zwei Monate, berät über das Angebot, die Finanzierung und die Zusammenarbeit mit anderen Bildungsträgern.

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