Tarifrunde Holz und Kunststoff
„Das Angebot der Arbeitgeber ist eine Frechheit“

Eine Lohnerhöhung, die in den ersten 12 Monaten nicht einmal die Inflation ausgleichen würde. So sieht das erste Angebot der Arbeitgeber in den Tarifverhandlungen für die Holz- und Kunststoffindustrie in Niedersachsen, Bremen und Westfalen-Lippe aus. Die IG Metall plant nun Warnstreiks.

15. Dezember 201715. 12. 2017


Vier Monate gar keine Tariferhöhung, dann ab Mai 1,5 Prozent mehr für zwölf Monate, danach noch mal 1,3 Prozent für sechs Monate. So sieht erste „Angebot“ der Arbeitgeberinnen in den Tarifverhandlungen für die Holz- und Kunststoffindustrie aus, das sie in den Tarifgebieten Niedersachsen, Bremen und Westfalen-Lippe vorlegten.

„Das Angebot der Arbeitgeber ist eine Frechheit“, findet Heinz Knue, Betriebsratsvorsitzender beim Kunststoffteilebauer Röchling in Haren und Mitglied unserer Verhandlungskommission. „Es deckt nicht mal die Preissteigerung ab. Das käme im Prinzip einer Nullrunde gleich.“

In den übrigen Tarifgebieten gaben die Arbeitgeber bislang noch kein Angebot ab.


Gute Auftragslage und hohe Auslastung

Wir fordern sechs Prozent mehr Geld für 12 Monate. Die Branche ist im Aufwind, getragen vom Bauboom und vom privaten Konsum. Umsätze und Produktion steigen in allen Teilbranchen. Vor allem die Unternehmen der Möbelindustrie, der Spielwaren- und Verpackungsbranche sowie Herstellerinnen von Spanplatten und Wohnmobilen haben eine gute Auftragslage und eine hohe Auslastung.


Dennoch sehen sich die Arbeitgeber „nicht in der Lage“, ein besseres Tarifangebot abzugeben. Unsere Forderung sei „unrealistisch“. Sie berufen sich darauf, dass die Lage in der Möbelindustrie nicht gut sei ― und der Rest der Branche darauf Rücksicht nehmen müsse.

Tatsächlich jedoch beurteilen die Unternehmen der Möbelindustrie ihre Lage als gut. Der ifo-Geschäftsklimaindex bei den Möbelherstellern stieg im November um 19 Prozent.


IG Metall fordert Extra-Plus für Auszubildende

Für die Auszubildenden fordern wir eine überproportionale Erhöhung der Vergütungen für Auszubildende, über sechs Prozent hinaus. Damit wollen wir erreichen, dass die Holz- und Kunststoffindustrie für junge Menschen attraktiver wird. Die Ausbildungsvergütungen liegen 10 bis 20 Prozent unter der Metall- und Elektroindustrie. Viele Betriebe haben Probleme Nachwuchs zu finden.

Dennoch sehen die Arbeitgeberinnen in Niedersachsen und NRW „keinen Handlungsbedarf“. In anderen Tarifgebieten sind die Arbeitgeber eher gesprächsbereit, etwa in Hessen: „Die überproportionale Erhöhung der Ausbildungsvergütungen wird bei uns wohl kein Streitpunkt sein“, meint Günter Heide, Betriebsratsvorsitzender beim Möbelhersteller Thonet. „Das haben sie in der Verhandlung klar angedeutet.“


Warnstreiks geplant

Wir planen nun Warnstreiks, um die Arbeitgeberinnen zum Einlenken zu bewegen. Die nächste Tarifverhandlung für die Holz- und Kunststoff verarbeitende Industrie ist am 10. Januar in Baden-Württemberg.

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