Schwerstarbeit bis 67 – wie soll das gehen?
Gesund in gute Rente

Deutschland diskutiert über den Renten-Vorstoß von Arbeitsministerin von der Leyen: Wie verhindern wir Altersarmut? Die IG Metall jedoch will mehr: eine gute Rente, nicht erst mit 67 Jahren, die die Menschen auch gesund erreichen können. Denn davor drücken sich Politik und Arbeitgeber.

26. September 201226. 9. 2012


Deutschland diskutiert: Wird unsere Rente im Alter reichen? Arbeitsministerin von der Leyen (CDU) hat mit ihrer „Zuschussrente“ den Anstoß gegeben, Sigmar Gabriel (SPD) mit seiner „Solidarrente“ nachgelegt. Beide wollen niedrige Renten auf 850 Euro aufstocken, um Altersarmut zu vermeiden. Der Hintergrund: Experten rechnen damit, dass die von der Politik beschlossene Renten-Absenkung die Renten bis 2030 auf 43 Prozent der Nettolöhne schrumpfen lässt.

Zumindest das Gabriel-Konzept hat aus Sicht der IG Metall positive Punkte: Einen zusätzlichen Mindestlohn gegen Niedriglöhne, die eine wesentliche Ursache für Niedrigrenten sind. Zudem will Gabriel eine bessere Erwerbsminderungsrente, ohne Abschläge.

„Vor allem ist gut, dass endlich wieder über die Höhe der Rente diskutiert wird, statt immer nur über möglichst niedrige Beitragssätze“, betont Hans-Jürgen Urban, geschäftsführendes Vorstandsmitglied der IG Metall.


Politik stur bei Rente mit 67

Kritisch ist jedoch, dass beide Konzepte an der Senkung des Rentenniveaus festhalten. Zudem müssen Arbeitnehmer lange einzahlen – 35 Jahre bei von der Leyen – um die volle Aufstock-Rente zu bekommen. Gerade die Menschen, die es nötig hätten, etwa weil sie länger arbeitslos waren, gehen leer aus. Und schließlich beharren sowohl von der Leyen als auch Gabriel auf der Rente mit 67 Jahren, auch wenn Gabriel jetzt Nachbesserungen für Beschäftigte mit mehr als 45 Beschäftigungsjahren in Ausicht gestellt hat.

„Die Senkung des Rentenniveaus befördert den sozialen Abstieg im Alter und Altersarmut. Durchschnittsverdiener brauchen künftig 33 Jahre, um eine Rente oberhalb der Grundsicherung im Alter zu erreichen. Hier muss nachgebessert werden“, macht Urban klar. „Und schließlich können wir keine Konzepte mittragen, die stur an der Rente mit 67 festhalten.“

Zudem ist Arbeiten bis 67 Jahre in den meisten Betrieben völlig realitätsfern. Das zeigt eine neue Umfrage der IG Metall: Altersgerechte Arbeit ist Mangelware.



Alternative der IG Metall

Die IG Metall hat schon lange ein eigenes Konzept: Flexible Übergänge statt der starren Einheits-Rente mit 67.Mit unterschiedlichen Wahlmöglichkeiten für unterschiedliche Menschen und Arbeitsbedingungen: erleichterte Rentenzugänge für Erwerbsgeminderte. Und eine öffentlich geförderte Altersteilzeit. Wer über 40 Jahre gearbeitet hat und über 60 Jahre alt ist, soll ohne Abschlag gehen können. Und die gesetzliche Rente muss wieder einen deutlich höheren Beitrag nicht nur zur Armutsvermeidung leisten – sondern auch zur Lebensstandardsicherung.

Zur Finanzierung sollen schrittweise alle Erwerbstätigen, auch die Selbständigen, in die gesetzliche Rentenversicherung integriert werden. Zudem soll der ohnehin geplante Anstieg der Beitragssätze langsam und stetig erfolgen, um eine Reserve aufzubauen. Parallel will die IG Metall die Arbeitsbedingungen verbessern. In einigen Betrieben haben Betriebsräte ja bereits Arbeit altersgerechter geregelt – von der schonenden Hebevorrichtung bis hin zu einer Personalplanung mit gezielten Jobwechseln. Schließlich sollen die Menschen ja auch gesund bis zur Rente kommen.
Um ihre Vorstellungen durchzusetzen, hat die IG Metall vor einigen Wochen die Kampagne „Gute Arbeit – gut in Rente“ gestartet. In den nächsten Wochen sind dazu zahlreiche Aktionen geplant.

Neu auf igmetall.de

Newsletter bestellen