Ausbildungsmarkt 2011: Verbesserungen, aber nicht für alle
Schlechtere Ausbildungschancen für junge Frauen

Während sich der Ausbildungsmarkt in 2011 insgesamt verbessert hat, sind die Chancen von jungen Frauen auf eine betriebliche Ausbildung weiter gesunken. Das ergab die IG Metall-Ausbildungsbilanz für das Jahr 2011. Danach ist die Zahl der betrieblichen Ausbildungsangebote zwar gestiegen, ...

5. Januar 20125. 1. 2012


... außerbetriebliche Ersatzmaßnahmen wurden aber zurückgefahren.

2011 wurden in Deutschland 570 100 neue Ausbildungsverträge abgeschlossen. Das sind 10 200 mehr als im Jahr 2010. „Insgesamt ist das eine positive Entwicklung“, findet Klaus Heimann, Bildungsexperte der IG Metall.

Auch das Angebot an Ausbildungsplätzen ist um 20 300 auf 599 800 in 2011 angestiegen. „Das klingt erfreulich. Jedoch verbergen sich hinter dieser Angebotszahl zwei unterschiedliche Entwicklungen“, konstatiert Heimann. Bei den durch die Betriebe angebotenen Ausbildungsplätzen war ein Zuwachs von 30 800 zu verzeichnen. Ganz anders der Trend bei der überwiegend öffentlich finanzierten „außerbetrieblichen“ Ausbildung. Hier wurde das Angebot um 10 500 Plätze zurückgefahren. So gab es 2011 erstmalig kein Bund-Länder-Programm zur zusätzlichen Bereitstellung von Ausbildungsplätzen für Jugendliche aus den neuen Ländern.

Erneut wengier junge Frauen in Ausbildungsberufen

Vom Aufschwung am Ausbildungsmarkt konnten 2011 vor allem junge Männer profitieren. Die Zahl der mit ihnen abgeschlossenen Ausbildungsverträge stieg um 12 900, während die mit den weiblichen Jugendlichen neu begründeten Ausbildungsverhältnisse um 2700 gesunken ist. Damit setzt sich ein langjähriger Trend fort. 2011 war der Anteil der Ausbildungsverträge, der mit jungen Frauen geschlossen wurde, mit 40,7 Prozent so niedrig wie noch nie seit 2002.

Wie die Differenzierung nach Berufsfeldern zeigt, war die negativere Vertragsentwicklung bei den jungen Frauen vor allem auf die Dienstleistungsberufe zurückzuführen. Während junge Männer deutlich häufiger als im Vorjahr (6800) diese Berufe auswählten, sank hier die Zahl der jungen Frauen, mit denen neue Ausbildungsverträge abgeschlossen wurden, um 2900. Forschungen zeigen, dass den jungen Frauen die übermäßige Konzentration auf die sogenannten typischen Frauenberufe zum Verhängnis wird. Bei diesen Berufen ist die Konkurrenz sehr groß und Ausweichoptionen scheinen kaum möglich zu sein.

Weniger klassisches Bewerber-Potenzial für duale Ausbildung

Die demografische Entwicklung macht auch vor dem Ausbildungsmarkt nicht Halt. Die Zahl der nichtstudienberechtigten Schulabgänger (dies ist die Reserve, aus der die duale Berufsbildung den Großteil der Bewerber rekrutiert) sank um rund 19 000 gegenüber dem Vorjahr auf 549 000. Das Bewerber-Potenzial aus diesem Sektor lag damit um 165 000 niedriger als noch vor sieben Jahren.

Die doppelten Abiturientenjahrgänge in den Bundesländern Bayern und Niedersachsen sowie die Aussetzung des Wehr- und Zivildienstes gaben dem Ausbildungsmarkt kaum zusätzliche Impulse. Mit 646 900 gab es eine nur schwache zusätzliche Ausbildungsplatznachfrage von 2300 gegenüber 2010. „Beide Sonderfaktoren haben also das Geschehen auf dem Ausbildungsmarkt nicht sonderlich beeinflusst“, meint Klaus Heimann.

Maßnahmen gegen drohenden Fachkräftemangel sind gefordert

Wer den Fachkräftemangel mildern will, muss Jugendliche, die bisher nicht oder nur unter Schwierigkeiten und mit Zeitverzug in eine Berufsausbildung gelangt sind, stärker miteinbeziehen. Hier gibt es viel Potenzial, das bisher noch nicht genutzt wird. Die IG Metall wird sich dafür weiter einsetzen.

Ein weiteres wichtiges bildungspolitisches Signal will die IG Metall in der Tarifrunde 2012 in der Metall- und Elektroindustrie setzen. Zwei Forderungen stehen dabei im Vordergrund: Einmal nach unbefristeter Übernahme der Auszubildenden. Sie ist richtig und wird die Attraktivität der Branche stärken. Im Wettbewerb um die guten Köpfe unter den Schulabgängern ist das ein durchschlagendes Argument.

Die zweite Forderung geht in Richtung Jugendliche mit Förderbedarf. Heimann erklärt das bereits in der Praxis erprobte Förderkonzept: „Wir wollen 1 3. Bis zu einem Jahr eine auf die betrieblichen Stärken aufsetzende, strukturierte, an den Defiziten der Jugendlichen ansetzende Berufsvorbereitung und danach eine normale drei oder dreieinhalbjährige Berufsausbildung.“

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