IG Metall startet Handwerksoffensive
Jetzt kräftig Gas geben

Gute Fachkräfte gibt es nicht zum Nulltarif. Dazu gehören Tarifverträge, die eine gerechte Bezahlung und Gute Arbeit garantieren. Die will die IG Metall mit ihrer „Offensive Handwerk“ für die Beschäftigten im Handwerk erreichen. Denn sie sind das eigentliche Kapital der Handwerksfirmen.

11. Februar 201311. 2. 2013


Die Heizung streikt, der Wasserhahn ist undicht oder am PKW müssen die Reifen gewechselt werden. Meist ist man dann beim Handwerker um die Ecke an der richtigen Adresse. Dort wird man nicht nur gut bedient. Die können das auch. Die Beschäftigten haben eine große fachliche Kompetenz und ein hohes Arbeitsethos. Da werden mit viel Elan und Kreativität auch kleine „Jobs“ erledigt. Und nicht selten stehen die Beschäftigten sogar am Wochenende auf Abruf bereit.

Mit 5,2 Millionen Beschäftigten ist das Handwerk der zweitgrößte Wirtschaftsbereich in Deutschland. Das Kfz-Gewerbe, Sanitär-Heizung-Klima, Elektro- und Metallhandwerk sind mit 1,3 Millionen Beschäftigten und rund 220 000 Auszubildenden wichtige Bereiche. Dazu kommen noch viele kleinere Gewerke, die ebenfalls zum Organisationsbereich der IG Metall gehören. Für alle diese Beschäftigten will die IG Metall mit der „Offensive Handwerk“ bessere Arbeits- und Verdienstbedingungen erreichen.


Stress und Arbeitshetze

Die Arbeitsbelastungen der Beschäftigten sind hoch, jeder Zweite muss bei seiner Arbeit oft hetzen und viele müssen Abstriche beim Privatleben machen. Das belegen die Ergebnisse des DGB-Index Gute Arbeit. Dafür wurden 2011 im Rahmen einer Sonderbefragung Handwerks-Beschäftigte befragt. Weitere Ergebnisse der Befragung: 27 Prozent der Umfrageteilnehmer denken auch zu Hause an Schwierigkeiten bei der Arbeit. Jeder vierte Teilnehmer muss außerhalb der regulären Arbeitszeit entweder sehr häufig oder oft erreichbar sein und jeder Dritte arbeitet oft am Wochenende. Die zunehmende Arbeitshetze und die Bereitschaftsdienste schädigen die Gesundheit der Beschäftigten ist ein Resümee der Befragung.


Probleme der Beschäftigten angehen

Mit ihrer „Offensive Handwerk“ will die IG Metall die Probleme der Beschäftigten angehen. Neben einem verträglichen Arbeitstempo und guten Arbeitsbedingungen gehören dazu auch faire und vergleichbare Einkommen. „Wir wollen Gas geben für Gute Arbeit und für unsere ’besser statt billiger’-Strategie“, sagt Detlef Wetzel, Zweiter Vorsitzender der IG Metall. Das Handwerk soll auch für junge Menschen attraktiver werden. Denn die Betriebe mit ihren arbeitsintensiven Tätigkeiten brauchen qualifizierten Nachwuchs. Und der fehlt in vielen Betrieben

Das Durchschnittsalter der Beschäftigen im Handwerk ist hoch. Viele Handwerksberufe, wie beispielsweise KfZ-Mechaniker, Schreiner oder Heizungsinstallateur, sind körperlich anstrengend. Schon heute schaffen es viele Arbeitnehmer nicht bis zur Rente. Alters- und alternsgerechte Arbeitsplätzen sollten daher auch im Handwerk geschaffen werden. Diese Arbeitsbedingungen helfen dabei, dass die Beschäftigten möglichst lange gesund bleiben und ihren Job machen können.


Ausbildung attraktiver machen

Ein Ausbildungsplatz in einem Handwerksbetrieb? Das ist für viele Schulabgänger nicht die erste Wahl. Viele Handwerksbetriebe können ihre Ausbildungsstellen immer schlechter besetzen. „Wir haben 2012 mit 15 000 frei gebliebenen Lehrstellen so viele registriert wie noch nie“, kritisierte ZDH-Präsident Otto Kentzler die Bilanz der einzelnen Handwerkskammern am Jahresende. Im Jahr zuvor waren es noch 11 000 gewesen. Noch immer gibt es in allen Regionen und zahlreichen Berufen freie Ausbildungsplätze. Und nach Ausbildung wandern gute Leute häufig in Branchen ab, in denen sie besser bezahlt werden. Die Verdienstmöglichkeiten sind neben der Qualität der Arbeitsbedingungen ein wichtiges Kriterium, nach denen Beschäftigte entscheiden, ob sie im Handwerk bleiben oder in die Industrie wechseln. Daher wird die IG Metall sich im Rahmen ihrer Initiative „Offensive Handwerk“ auch für eine bessere Tarifbindung einsetzen. Denn sie will nicht länger das Verdienstgefälle zwischen Handwerk und Industrie hinnehmen.


Tarifpartnerschaft stärken

Positiv ist, dass inzwischen auch Arbeitgeber den Vorteil von Tarifverträgen entdeckt haben. ZDH-Präsident Otto Kentzler sprach sich für die Stärkung der Tarifpartnerschaft in Handwerksbetrieben aus und stellte sich hinter den Flächentarifvertrag. Allgemein verbindliche Tarifverträge im Organisationsbereich der IG Metall gibt es im Elektrohandwerk und in den Wäschereien. Dazu kommen Tarifvereinbarungen zu Altersvorsorge, Übernahme nach der Ausbildung, Demografie oder Qualifizierung.

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