IG Metall-Konferenz zur Vereinbarkeit von Beruf und Familie
Mit Kind und Job gut leben

Das Thema Vereinbarkeit brennt Frauen wie Männern auf den Nägeln. Denn zu einem guten Leben gehört mehr als ein guter Job. Familienfreundliche Arbeitsbedingungen gibt es noch viel zu selten. Gute Vereinbarungen scheitern meistens an der betrieblichen Realität. Doch es gibt sie. Auf einer IG ...


... Metall-Tagung am 11. Mai tauschten Betriebsräte ihre Ideen und Erfahrungen aus.

„Job & Child“ – das ist der Name für ein Qualifizierungsprogramm, das bei der Audi AG in Ingolstadt für Familienfreundlichkeit steht. Das Programm ist nur ein Teil eines attraktiven Angebots zur Elternzeit. Die Regelungen gelten nun auch für Beschäftigte mit pflegebedürftigen Angehörigen – denn Arbeit und Privatleben unter einen Hut zu bekommen, ist nicht nur ein Thema für Beschäftigte mit Kindern. Berufstätige können kurzfristig freigestellt werden, ihre Arbeitszeit ändern oder bis zu einer Dauer von sieben Jahren ganz aus dem Job aussteigen. Damit der Wiedereinstieg nicht so schwierig wird, nehmen die Rückkehrer am „Job & Child“-Programm teil.

Solche oder ähnliche Maßnahmen laufen inzwischen auch in anderen Unternehmen. Anlässlich der Tagung „Vereinbarkeit von Arbeit und Leben heute“ am 11. Mai 2011 in Berlin konnten sich Betriebsräte einen Überblick über die verschiedenen betrieblichen Konzepte verschaffen.

Tausende Kinderbetreuungsplätze fehlen
Auch wenn neben Audi in Ingolstadt noch einige andere Firmen vergleichbare Programme anbieten, so profitieren immer noch viel zu wenige Beschäftigte davon. Außerdem müssen diese betrieblichen Initiativen dringend durch staatliche Angebote ergänzt werden. Beispielsweise mit Ganztagsbetreuungseinrichtungen für Kinder. Zwar soll es ab 2013 einen Rechtsanspruch auf einen Kita-Platz für alle Kinder über ein Jahr geben. Bisher fehlen noch über 300 000 Plätze. Zur Zeit werden gerade einmal 20 Prozent der unter Dreijährigen außerhalb der Familie betreut.



Dass beim Thema Vereinbarkeit politisch einiges in die falsche Richtung läuft, zeigt auch das Vorhaben der Bundesregierung zum geplanten Betreuungsgeld. Das soll ab 2013 den Eltern gezahlt werden, die ihre Kinder zu Hause betreuen. „Das ist kontraproduktiv, weil es überholte Rollenbilder festigt“, stellte Detlef Wetzel, Zweiter Vorsitzender der IG Metall, fest. Denn im Alltag sind es meist die Frauen, die zu Hause bleiben. Deshalb ist es höchste Zeit, dass die Politik die Rahmenbedingungen für die Vereinbarkeit von Arbeit und Leben verbessert.

Der Anteil von Frauen an der Erwerbstätigkeit liegt knapp unter 50 Prozent. Etwas höher liegt der Anteil von männlichen Erwerbstätigen. Arbeiten Männer und Frauen also in etwa gleich viel? Auf den ersten Blick sieht das so aus. Trotzdem stimmt hier etwas nicht. Denn die Zahl der Arbeitsstunden, die von Frauen geleistet werden, liegt um etwa 14 Prozent unter denen der Männer.

Von Vollzeit in Teilzeit und umgekehrt
Frauen arbeiten häufiger verkürzt, in Teilzeit oder gar in Minijobs. Denn auch im Jahr 2011 hat sich bei der Rollenverteilung in den meisten Familien kaum etwas geändert. Wenn die Kinder betreut oder die Angehörigen gepflegt werden müssen, dann bleibt das fast immer an den Frauen hängen. Sie verkürzen dann die Arbeitszeit oder bleiben ganz zu Hause. Dass das so ist, liegt nicht zuletzt an dem deutlich niedrigeren Einkommen der Frauen. Sie verdienen durchschnittlich fast ein Vierteil weniger als ihre männlichen Kollegen.
Diesen Zustand will die IG Metall beenden. Um die Arbeitsbedingungen in den Firmen familienfreundlicher zu gestalten, wird sie auch tarifvertraglich stärker eingreifen. „Wir brauchen Arbeitszeitmodelle, die sich an den Interessen und Bedürfnissen von Männern und Frauen orientieren. Arbeitszeitflexibilität darf keine Einbahnstraße sein“, sagte Detlef Wetzel.

Beim Thema Vereinbarkeit von Familie und Beruf ist die Arbeitszeit ein wichtiger Knackpunkt. Lösungen bieten dabei nicht nur Verkürzungen oder Teilzeitmodelle. Da es häufig darum geht, die Arbeitszeit mit der Kinderbetreuung in Einklang zu bringen, kann manchmal auch ein zeitlich versetzter Arbeitsbeginn hilfreich sein. In jedem Fall muss der zeitnahe Wechsel von Vollzeit in Teilzeit und umgekehrt möglich sein.

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