Frauen im Handwerk
Gemeinsam an einem Strang ziehen

Jugendliche im Betrieb für die IG Metall begeistern, ist das Ziel von Jutta Traxler. Mädchen macht die Betriebsrätin der Mercedes-Benz Niederlassung Mannheim Mut, ihre Chancen in technischen Berufen zu nutzen.

18. November 201318. 11. 2013


Jutta Traxler weiß, wie es ist, wenn man sich als Frau im Betrieb durchboxen muss. Damals vor 30 Jahren, als sie im Mercedes-Autohaus Mannheim die Ausbildung zur Kfz-Schlosserin machte, waren sie und eine Kollegin, die ersten Mädchen, die diesen Schritt gingen. Die männlichen Kollegen trauten ihr anfangs körperlich schwere Arbeiten nicht zu und waren bass erstaunt, dass Traxler auch die schwersten Schrauben aufkriegte.

Rauher Ton

Für ihren Ausbildungsmeister, der aus der DDR kam, war es selbstverständlich, dass Frauen im gewerblichen Bereich arbeiten. „Es ist ganz wichtig, dass jemand da ist, der einem was zutraut, und dass man nicht auf den Mund gefallen ist“, sagt Traxler. Heute gibt es deutlich mehr Frauen im Betrieb, sie sind in die Teams gut integriert. Mädchen, die sich für einen der technischen Berufe sagt Traxler aber auch ganz klar, dass da ein rauher Ton herrscht. Wenn man sensibel ist, tut man sich keinen Gefallen. „Das ist hier kein Ponyhof“, sagt die Betriebsrätin.

25 Jahre arbeitete Jutta Traxler in der Werkstatt der Mercedes-Niederlassung. Seit fünf Jahren ist sie freigestellte Betriebsrätin und leitet stellvertretend das Gremium. Der Kontakt zu den Azubis und die Ausbildung sind für Jutta Traxler bis heute Schwerpunkt ihrer Arbeit. Seit vergangenen Herbst hat die Niederlassung eine sehr aktive Jugendauszubildendenvertretung. „Wir nehmen gegenseitig an Sitzungen teil, das hat sich sehr bewährt“, sagt Traxler. Sie selbst hat sich im Betrieb kontinuierlich weiterentwickelt. Nach ihrer Lehre hat sie die Ausbildung Betriebswirt im Handwerk gemacht.

Gewerkschafterin durch und durch

1990 wurde sie als erste Frau mit einem technischen Beruf in den Betriebsrat gewählt. Das Engagement für die Interessenvertretung kam nicht von ungefähr. „Mein Vater war Vertrauensmann und ein sehr politischer Mensch, der mir vieles nahegebracht hat.“ Schon als Kind nach der Vater Jutta Traxler auf Kundgebungen mit. Das hat sie nachhaltig geprägt. Sie fühlt sich durch und durch als Gewerkschafterin.

Ihr Ziel ist es, die Auszubildenden noch stärker für die IG Metall zu gewinnen. Denn Auszubildende und junge Beschäftgte – das ist die Zukunft der Gewerkschaft und auch der Unternehmen. Je stärker die IG Metall in den Betrieben verankert ist, um so besser kann sie höhere Entgelte und faire Arbeitsbedingungen erreichen.

Ins Gespräch kommen

Das Beispiel von Jutta Traxlers Betrieb zeigt, wie wichtig gut funktionierende Strukturen sind. In der Mercedes Niederlassung Mannheim arbeiten Betriebsrat, IG Metall-Vertrauenskörper und die Jugendauszubildendenvertretung in enger Abstimmung. Der gute Organisationsgrad von 65 Prozent über alle vier Betriebsgliederungen hinweg ist die Frucht gemeinsamer Bemühungen.

Die „Offensive Handwerk“, die die IG Metall gestartet hat, will Traxler nun zusammen mit ihren Kollegen nutzen, um sich im Betrieb noch besser aufzustellen und das Image der IG Metall als Gewerkschaft im Handwerk zu stärken. Denn es gibt viele Themen, die den Beschäftigten unter den Nägeln brennen. Wie man bei den körperlich oft belastenden Tätigkeiten gesund bleibt und fit das Rentenalter erreicht, ist nur eine von vielen offenen Fragen.

Die Befragung der IG Metall zu den Arbeitsbedingungen, die derzeit läuft, ist nach Einschätzung von Betriebsrätin Traxler deshalb eine gute Gelegenheit, mit den Beschäftigten darüber ins Gespräch zu kommen, wo sie der Schuh drückt. Die Beschäftigten werden zu tariflichen, betrieblichen und gesellschaftspolitischen Themen befragt. Die Ergebnisse sollen dafür genutzt werden, um die Anliegen der Kolleginnen und Kollegen in der Tarifrunde, in der Betriebspolitik und auch in der politischen Auseinandersetzung während der Bundestagswahl zu platzieren.

Neu auf igmetall.de

Newsletter bestellen