Stahlbranche: steigende Rohstoffpreise gefährden Arbeitsplätze
Stark durch Stahl

Steigende Preise für Rohstoffe und Energie bedrohen die die deutsche Stahlproduktion. Davon hängen direkt 70 000 Arbeitsplätze und indirekt 3,5 Millionen Arbeitsplätze ab. Der Blick auf die Arbeitsplätze ist aber nur die eine Seite. Kaum irgendwo auf der Welt wird Stahl so umweltfreundlich ...

22. November 201022. 11. 2010


... produziert wie in Deutschland. Zudem ist Stahl, über die gesamte Lebensdauer betrachtet, ein ausgesprochen umweltfreundliches Produkt.

Etwa 44 Millionen Tonnen Stahl werden von knapp 71 000 Beschäftigten dieser Branche in diesem Jahr in Deutschland erzeugt. Mitte der 80er Jahre waren es noch dreimal so viele Beschäftigte bei gleicher Produktionsmenge. Die Produktivität der Stahlbranche hat sich in diesem Zeitraum also verdreifacht.

Warum die deutsche Stahlproduktion grün ist
Die durch Spekulation explodierten Rohstoffpreise, sowohl für Eisenerze als auch für Kokskohle und die vergleichsweise teuren Strompreise belasten die Konkurrenzfähigkeit der einheimischen Erzeugung. Die Eisenerzproduktion in der Welt konzentriert sich zurzeit auf wenige Länder: 70 Prozent des weltweiten Handels mit Eisenerz teilen sich drei Bergbaukonzerne auf. Diese haben ihre Preisbildung von Jahreskontrakten auf drei Monate umgestellt, was die Planungssicherheit der Produzenten beeinträchtigt. So machen Rohstoffe und Energie mittlerweile fast 80 Prozent der Gesamtkosten der Stahlherstellung aus, der Personalanteil liegt bei unter 10 Prozent.

Durch den Handel mit C0-2-Zertifikaten (diese sind bisher kostenlos zugeteilt worden) ab 2013 einerseits und durch die sich dadurch verteuernden Strompreise andererseits, verschlechtern sich die Wettbewerbsbedingungen zusätzlich. Dabei wird Stahl in Deutschland so umweltfreundlich wie sonst kaum auf der Welt erzeugt. Die Emissionen liegen zum Beispiel in Indien um mehr als die Hälfte höher. Werden in den deutschen Stahlwerken 1560 kg CO-2 pro Tonne Stahl emittiert, so liegt dieser Wert in Indien bei knapp 2400 kg CO-2. Ein Einstellung der Produktion hier und eine Erhöhung dort wären für das Klima schädlich.

Stahl ist praktisch unbegrenzt haltbar, einfach – da magnetisch – von anderen Stoffen trennbar und vollwertig recycelbar. Über die gesamte Lebensdauer betrachtet hat Stahl so erhebliches „grünes Potential“.



Wie viele Arbeitsplätze an der Stahlbranche hängen
Mindestens 40 bis 44 Millionen Tonnen Stahl müssen langfristig in Deutschland hergestellt werden, fordert auch Detlef Wetzel, Zweiter Vorsitzender der IG Metall und für die Branche Stahl zuständig. Dabei geht es nicht nur um die Arbeitsplätze im Stahlbereich. An dieser Erzeugung hängen in der Weiterverarbeitung mit rund 3,5 Millionen Arbeitsplätzen fast 35 Prozent der gesamten industriellen Wertschöpfung. Dies sind der Maschinenbau (896 000 Beschäftigte), die Automobilindustrie (749 000 Beschäftigte), das Bauhauptgewerbe (712 000 Beschäftigte), die Elektrotechnik (633 000 Beschäftigte), die Stahlumformung und die Metallwaren (457 000 Beschäftigte) und den Stahlbau mit 85 000 Beschäftigten. Wenn der Stahl auswandert, so wird befürchtet, dann folgt auch die weiterverarbeitende Industrie aus logistischen Gründen. Deshalb bedarf die einheimische Erzeugung flankierender staatlicher Maßnahmen.

Noch liegt der Anteil der industriellen Wertschöpfung in Deutschland bei insgesamt 23 Prozent und damit fast doppelt so hoch als in Großbritannien, den USA oder Frankreich. Weil durch Kurzarbeit und andere tarifliche Maßnahmen Entlassungen in der Krise weitgehend verhindert wurden, ist Deutschland verhältnismäßig schnell durch die Wirtschaftskrise gekommen. So wird die Rohstahlproduktion in diesem Jahr das Vorkrisennivau von 2007 nicht nur erreichen sondern wahrscheinlioch um drei Prozent übertreffen.

Der Einsatz von Leiharbeitern konnte in der Stahlproduktion bisher weitgehend verhindert werden und mit dem letzten Tarifabschluss wurde die gleiche Bezahlung bei gleicher Arbeit in dieser Branche erstmals verbindlich festgelegt. Das ist ein historischer Durchbruch bei der Regelung der Leiharbeit.

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