Frauen
Unser Jahr hat 365 Frauentage

„Wir wollen mit Frauen zusammen mehr für sie erreichen. Und wir haben die Kompetenz dafür.“

3. März 20143. 3. 2014


Die IG Metall hat den März zum Aktions- und Werbemonat für Frauen ausgerufen. Was soll da passieren?


Christiane Benner:

Am 8. März, dem Internationalen Frauentag, startet unsere Kampagne zur Gleichstellung von Frauen unter dem Motto „Wer die Besten will, kann auf Frauen nicht verzichten“. Wir werden mit zahlreichen Veranstaltungen und Aktionen auf die Themen unserer weiblichen Mitglieder aufmerksam machen ― und darauf, dass sich die IG Metall für Chancengleichheit und für die Gleichberechtigung von Frauen einsetzt. Diesen Schwung wollen wir für die Werbung von neuen Mitgliedern nutzen, aber nicht nur im März, sondern das ganze Jahr über.


Gewinnt die IG Metall denn mehr weibliche Mitglieder?


2013 haben über 21000 Frauen ihre IG Metall-Beitrittserklärung unterschrieben. Wir haben 2013 netto bei Frauen um 0,4 Prozent zugelegt. Aber damit sind wir nicht zufrieden. Denn in den Firmen, für die die IG Metall zuständig ist, sind knapp 21 Prozent der Beschäftigten Frauen, in der IG Metall beträgt ihr Anteil aber erst 17,7 Prozent.

 


Was erwarten Frauen von der IG Metall?


Das zeigen die Ergebnisse unserer Beschäftigtenbefragung 2013. Über 100 000 Frauen haben sich daran beteiligt. Sie wollen die gleichen Chancen haben wie Männer, sie wollen sich beruflich weiterentwickeln und aufsteigen. Sie wollen Arbeit und Privatleben besser vereinbaren können und ihre Arbeit mitgestalten, also beteiligt werden. Diese Themen werden nun in den Betrieben mit den Beschäftigten angegangen und wir werden auch schauen, wo es tarifpolitische Lösungen geben soll.

 


Vor einem Jahr hast Du gesagt, bei der Lohnangleichung ist der Fortschritt eine Schnecke.


Das stimmt leider immer noch. In der Gesamtwirtschaft liegt der Abstand zwischen Männer- und Frauenlöhnen bei 22 Prozent. Darum haben wir vor einiger Zeit die Initiative „Auf geht’s ― faires Entgelt für Frauen“ gestartet. In Pilotbetrieben wurden die Entgeltstrukturen untersucht, um den Blick der Betriebsräte für Unterschiede bei Einkommen und Aufstiegschancen zu schärfen. Mit diesem Wissen konnten sie gezielt etwas verbessern, etwa die Weiterbildung von Frauen fördern. Unser Ziel ist, dass viele Betriebe diesem Beispiel folgen. In einem Betrieb gab es nur aufgrund der Bestandsaufnahme Höhergruppierungen für Kolleginnen, weil offensichtlich war, dass Frauen für die gleiche Tätigkeit weniger Geld bekamen.

 



Im Koalitionsvertrag der Regierungsparteien steht, dass Arbeitgeber künftig über Frauenförderung und Entgeltgleichheit berichten müssen.


Leider nur in Unternehmen ab 500 Beschäftigten. Es gibt das Grundverständnis der Regierungsparteien, die Entgeltdifferenzen durch ein Entgeltgleichheitsgesetz abbauen zu wollen. Das ist doch schon mal besser, als immer nur zu erklären, Frauen seien selbst an der Entgeltlücke schuld, unter anderem, weil sie die falschen Berufe wählten. Gut ist, dass es einen individuellen Anspruch auf eine Einkommensauskunft gibt. Das bedeutet, man hat die Chance, sein Einkommen mit anderen zu vergleichen. Das ist Rückenwind für unsere Aktivitäten. Die Regierungspläne gehen zwar nicht so weit wie unsere Vorstellungen, weil sie keine Schritte zur Umsetzung beinhalten, aber sie sind ein erster Ansatz ― wenn sie denn gesetzlich umgesetzt werden. Dafür werden wir uns engagieren. Auch das Ziel, börsennotierte Unternehmen zu verpflichten, 30 Prozent der Aufsichtsratssitze mit Frauen zu besetzen, begrüße ich. Das entspricht der Quote, die wir auch für die Arbeitnehmerseite in Aufsichtsräten anvisieren.

 


Wie bewertest Du überhaupt den Koalitionsvertrag?


Für Frauen durchaus positiv. Er enthält eine ganze Reihe Punkte, die in die richtige Richtung gehen. Zum Beispiel dass die Elternzeit künftig flexibler genutzt werden kann. Dass Eltern, die von Vollzeit auf Teilzeit wechseln, ein gesetzliches Rückkehrrecht auf eine Vollzeitstelle erhalten und dass sie Elterngeld künftig mit Teilzeit kombinieren können.

 


An den Rentenplänen gibt es viel Kritik. Kostprobe: Von der Rente mit 63 nach 45 Jahren profitieren nur Männer.


Wir lassen uns nicht gegen unsere Kollegen ausspielen. Nach 45 Jahren harter Arbeit ohne Abschläge in Rente gehen zu können ist nur fair. Es liegt doch nicht an der geplanten Reform, dass Frauen weniger Rentenansprüche erwerben, sondern an den Schwierigkeiten, Familie und Beruf zu vereinbaren. Die „Mütterrente“ bringt den davon betroffenen Frauen und Männern pro Kind in Westdeutschland 28 Euro und in Ostdeutschland 26 Euro mehr Rente. Das ist nicht viel, aber immerhin ein Anfang. Die Gründe für Altersarmut liegen in der Erwerbsbiografie. Deshalb kämpfen wir gegen prekäre Arbeit.

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